1. Advent C 2018. Lk 21,25-28.34-36
Wo ist Dein Platz?
Insbesondere junge Menschen fragen nach ihrem Platz
mit Blick auf ihre Berufswahl,
mit Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen.
Diese Platzfrage ist nicht an ein bestimmtes Alter gebunden.
Die Veränderungen des Klimas etwa oder persönliche Lebenseinschnitte
lassen die Frage nach dem eigenen Platz für viele hochkommen.
Wir fragen nach dem Wo: wo wir bleiben und sein werden –
aber wir fragen auch nach dem Wie.
Wie nimmst du deinen Platz ein:
in der Welt, in Deiner Umgebung, in Deinem Leben?
Hältst du ihn aus, Deinen Lebensplatz,
der Ort, der Dir zugedacht ist, die Familie, die Deine ist,
die Beeinträchtigungen und Veranlagungen,
die Dich von Geburt an ausmachen, vielleicht stören,
die Menschen, die „Dein Alltag“ bedeuten,
die Gedanken, die Dir durch den Kopf schießen,
Dein Aussehen und Deine Gestalt, die Dir gegeben ist,
Dich selbst und die Angst, die Deine Begleiterin ist?
„Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags“ verwirren,
beschweren das Herz – hören wir.
Aber mitunter ist er nicht auszuhalten, Dein Platz, mein Platz,
wir brauchen Ablenkung, wollen uns nicht immer spüren,
wollen lieber leicht sein wie eine Feder, fliegen.
Darum:
Ein Glas Wein mehr bei dem einen, ein Süßigkeitsrausch bei der anderen,
Zerstreuung im Internet oder am Fernsehen
oder was sonst trunken macht und den Alltag weicher…
Dennoch: Dein Lebensplatz bleibt –
und Du nimmst Dich selbst überall mithin.
Man kann sich das Leben weder schön trinken noch schön essen,
jedem Rausch folgt die bittere Ernüchterung.
Angst, Erschütterungen, Ratlosigkeit, Bestürzung,
Toben und Donnern des Meeres, also unkontrollierbare Gewalten
sind dem Leben nicht fremd.
Wie hältst Du aus, Du zu sein: da, wo Du bist – und so, wie Du bist?
Das Evangelium ermutigt uns, drängt uns,
die Welt, die Gegenwart, das eigene Leben ungeschminkt zu sehen,
nüchtern und frei von dem, was Dir gerade durch den Kopf geht,
denn vieles von dem, was heute so wichtig oder so unlösbar erscheint,
ist morgen verflogen.
Richte Dich auf an Deinem Platz, erheb Dein Haupt.
Kopf hängen lassen kennen wir, das Gefühl, dass nichts mehr geht,
nichts zu ändern ist, die Kraft fehlt, der Mut, der Rückhalt.
Wer den Kopf hängen lässt, sieht zu Boden,
sieht auf das, was er zu genüge kennt, sieht sich selbst,
die dunkle Erde, die Schwerkraft.
Das erhobene Haupt hat einen anderen Blick:
einen in die Weite, einen über das Gegebene hinaus,
ein Blick, der im wahrsten Sinne des Wortes „über – sieht“,
und dadurch einen Überblick bekommt.
So sehr der Platz, der Lebensplatz uns zugedacht ist,
so sehr die Wirklichkeit unser Alltagsbrot darstellt,
die Betonwände unseres Alltags haben Fenster.
Und in unser Leben fällt das Licht der Verheißung,
die Kunde des Glaubens, der Strahl der Hoffnung:
Advent eben.
Richte dich auf an Deinem Platz, erheb Dein Haupt.
Weil es einen Grund gibt, genau hinzuschauen;
weil Licht am Horizont auftaucht,
weil die Geschichte Gottes mit den Menschen noch nicht zu Ende ist
sondern im Anfang steckt.
Advent: wir sind nicht nur auf uns selbst gestellt und angewiesen;
unser Warten, unsere Sehnsucht, unsere Platzsuche
wird durch eine Ankunft verändert, sogar neu.
SEINE Ankunft.