6. Sonntag der Osterzeit A 2020 Joh 14,15-21
Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.
Wenn ihr mich liebt…
Wie geht das: Jesus lieben?

An die Jünger damals gerichtet, hat dieses Wort eine andere Bedeutung.
Sie sind mit Ihm einige Zeit unterwegs gewesen,
sie haben sich gesehen, gehört, gefühlt.
Diese unmittelbaren Begegnungen haben wir nicht.
Was wir von Jesus mitbekommen,
sind entweder die geschriebenen Worte der Hl. Schrift,
die verkündeten Worte der Kirchen
oder die persönlich wahrgenommenen Rufe oder Eingebungen.
Letztere allerdings sind der Gefahr der Willkür ausgesetzt,
darum braucht es immer das Gespräch darüber,
eine gegenseitige Korrektur.
Und es gibt das Lehramt, das sich von Jesus selbst eingesetzt sieht,
um darüber zu befinden, was wohl in Seinem Sinne ist und was nicht,
aber auch dieses entwickelt sich, nimmt Korrekturen vor;
auch dieses hat keinen direkten Draht zu Ihm.

So dass wir eigentlich um so mehr bei der Frage bleiben:
wie geht das: Jesus lieben?
Vielleicht am allermeisten wie im Alltag:
Die Menschen, von denen wir sagen, wir lieben sie,
haben eine hohe Bedeutung, einen unstrittigen Platz in unserem Leben.
Ich vertrauen ihnen, ich brauche mich vor ihnen nicht zu verstellen,
ich möchte mit ihnen Zeit verbringen, ich fühle mich wohl in ihrer Nähe,
ich finde mich in ihren Augen als geliebt.
Aber Liebe ist keine Einbahnstraße.
Das, was ich den Geliebten entgegenbringe,
nehme ich ja ebenso dankbar an:
dass sie mir vertrauen, sich in meiner Nähe wohl fühlen,
dass sie sich vor mir nicht verstellen müssen,
mit mir Zeit verbringen möchten,
sich in meinen Augen als geliebt finden.

Wenn ich das auf die Liebe zu Jesus übertrage,
finde ich einen anderen Zugang zu dem Aufruf, Ihn zu lieben.
Denn es bedeutet:
Er ist ebenso der, der mir vertraut, meine Nähe sucht,
mit mir Zeit – sogar die ganze Ewigkeit – verbringen möchte,
er ist der, der sich vor mir nicht verstellt
und sich in unseren menschlichen Augen als geliebt findet.

Liebe ist keine Einbahnstraße.
Und sie kennt kein nacheinander, nur ein ineinander.
Wenn wir hören: das alles hat Jesus für dich getan,
jetzt bist du dran, zu antworten, zu reagieren, dankbar zu sein,
leben wir im nacheinander.
Ineinander bedeutet aber, die Liebe Jesu jetzt am Werk zu sehen,
Sein Vertrauen in mich, Sein Suchen meiner Nähe jetzt wahrzunehmen.

Liebe bedeutet nicht: ich habe einmal etwas Großartiges für dich getan,
und deine Lebensaufgabe ist es nun als Antwort,
deine Dankbarkeit sozusagen in Raten abzuleisten,
während ich mich zur Ruhe setze oder in den Himmel.
Das ist unser Glaube nicht.

Der Evangelist Johannes drückt es in seiner Sprache so aus:
der Geist wird kommen.
Im Geist bleibt Jesus gegenwärtig:
als Liebender, als jetzt an dir und mit dir Handelnder,
auch heute als der, der sich mit Seinem Leben dir hingibt,
als in diesem Augenblick deine Liebe Suchender.

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