B 3 2021 Mk 1, 14-20; 1 Kor 7, 29-31
Die Gestalt dieser Welt vergeht.
Natürlich geben wir Paulus recht.
Wir spüren, dass nichts so bleibt, wie es ist.
Wir selbst verändern uns.
Und es gibt die vielen Einflüsse, die wir nicht in der Hand haben,
die unser Leben verändern.

Die Gestalt dieser Welt vergeht.
Kein Stein bleibt auf dem anderen.
Dennoch: hätten wir Menschen
die Ratschläge des Paulus zur umfassenden Abstinenz wörtlich genommen,
es gäbe uns gar nicht, Leben wäre längst ausgestorben.
Und um es deutlich zu sagen:
mit dieser kurzen Lesung aus einem Brief des Paulus wird ganz klar,
dass wir die Bibel nicht ohne weiteres wörtlich nehmen können,
weder an dieser Stelle, noch an vielen anderen.
Hier drängt sich sogar das Gegenteil auf:
eben weil die Zeit kurz ist, weil die Gestalt der Welt vergeht,
gilt es, die Zeit zu nutzen,
das Beste aus der Welt zu machen.
Wie schwierig das sein kann und ist,
spüren wir in unseren Zeiten mehr denn je:
die vielen globalen Zusammenhänge,
der notwendige Blick auf das Gesamte,
der in Korrespondenz mit den eigenen Bedürfnissen stehen muss.

Die Zeit ist kurz: kein Augenblick kehrt zurück.
Der Blick auf die Vergänglichkeit von allem
macht um so wachsamer für den Augenblick –
und zwar, um ihn auszuschöpfen.
Möglich, dass es Paulus genau darum geht, nämlich zu sagen,
dass uns nichts gehört, dass uns alles anvertraut ist,
hier entsteht allerdings eher der Eindruck:
vor der großen Zeitlosigkeit, vor der Ewigkeit
verliert jede Zeitlichkeit an Bedeutung.

Wären etwa die Jünger im Evangelium den Worten des Paulus gefolgt,
sie hätten Jesus weiter ziehen lassen nach dem Motto:
es geht ja eh alles vorbei. —-
Das Gegenteil ist der Fall.
Wir werden Zeuginnen und Zeugen davon,
wie Menschen eine ihnen sich bietende Gelegenheit beim Schopfe packen,
vermutlich kaum mit der Einstellung:
wir folgen Jesus jetzt nach, als folgten wir Ihm nicht nach.
Ihre ganze Aufmerksamkeit gilt Ihm.
Nichts anderes ist jetzt dran,
weder die vertrauten Fangnetze, noch der Vater mit seinen Tagelöhnern.

Offensichtlich ist der Auftritt Jesu,
sind seine hier eher spärlich notierten Worte,
bei Simon und Andreas angekommen.
Das mag an den Worten liegen, an der Faszination Jesu,
es liegt sicher aber auch an den späteren Jüngern,
an dem, was sie als Lebensgefühl prägt.
Soll uns ein Wort, ein Mensch treffen,
braucht es natürlich das kräftige Wort und den überzeugenden Menschen;
aber ebenso braucht es den fruchtbaren Boden, den Hunger, die Offenheit,
die Wachsamkeit, den gespürten Mangel bei einem selbst.
Sie sind die Voraussetzung.
Eine Schale ist dadurch Schale, weil sie empfangen kann,
weil man etwas in sie hinein legen kann.

Gnade und Natur, Gott und Mensch kommen zusammen.
Das erfüllt die Zeit.
Und macht jeden Augenblick nachhaltig kostbar.

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