3. Advent 2018 C Lk 3, 10-18
Wo ist dein Platz?
Die Leute, die zu Johannes dem Täufer kommen,
fragen nach ihrem Platz, nach ihrer Rolle im großen Ganzen:
was sollen wir tun?
Wo ist mein Platz, meine Aufgabe in der Heilsgeschichte
oder im Miteinander der Menschen?
Und Johannes antwortet: gebt anderen Platz.
Wer zwei Gewänder hat, gebe eines davon dem, der keines hat.
Egal, warum du zwei Gewänder hast, ob zugefallen oder verdient,
gib eins davon dem, der keines hat.
Die Suche nach dem eigenen Platz
hat immer mit der Frage nach dem Platz der anderen zu tun.
Gerechtigkeit kommt nicht von selbst, sie muss geschaffen werden;
Frieden kommt nicht von selbst, er muss gebaut werden.
Die ARD Themenwoche Gerechtigkeit fragte im November:
„Ist es gerecht, dass Frauen im Schnitt 21% weniger verdienen?
Dass Bildungschancen von sozialer Herkunft abhängen?
Dass soziale Berufe verhältnismäßig schlecht bezahlt werden?“
Was wir gewohnt sind oder was schon immer so wahr,
muss nicht gerecht und richtig sein.
Die Frage nach der Gerechtigkeit,
nach dem eigenen Platz und dem Platz der anderen,
ist so alt wie die Bibel, sie besteht so lang, wie es Menschen gibt.
Kain ringt um seinen Platz,
weil er seinen Bruder Abel in der Gunst Gottes höher sieht.
„Der Herr schaute auf Abel und sein Opfer,
aber auf Kain und sein Opfer schaute er nicht.“ heißt es.
Und Kain erschlägt seinen Bruder.
Die Bibel ist eine Lerngeschichte der Menschen mit Gott:
so wie Kain Gott wahrnimmt, ist ER eben nicht.
Sein Blick auf die Menschen ist nicht unterschiedlich.
Denn die Annahme von Unterschieden erzeugt nicht nur Ungerechtigkeit,
sie ruft Neid hervor, Konkurrenzdenken,
lässt die Menschlichkeit schrumpfen,
sie weckt den Hass und den Mörder in jedem Menschen.
Wo ist dein Platz? Wo ist der Platz des anderen?
Der Himmel, also das Leben mit Gott, ist keine Stufenanlage,
wo Menschen auf unterschiedlichen Stufen angeordnet sind
je nach ihren Verdiensten.
Wohl aber erblicken wir in Jesus den,
der sich gerade zu jenen Menschen gesandt weiß,
die benachteiligt sind oder werden,
die am Rand der Gesellschaft stehen und ausgestoßen sind.
Das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens
kommt nicht von selbst, es muss gebaut werden.
Jede und jeder ist gefragt:
wem gibst du Platz in deinem Leben?
Wem verhilfst du zu mehr Gerechtigkeit?
Im Glauben geht es nie nur um meine Gottesbeziehung,
nie nur um meine Seelenspeise,
es geht genauso um die anderen,
um Menschen, mit denen ich Besitz oder Brot teilen kann.
Glaube ist Tat, das Christentum ist keine Lehre, sondern Praxis.
Genauso glauben wir das Handeln Gottes:
mit Jesus baut Er kein Kloster,
aber Er teilt Sein göttliches Leben mit uns,
damit wir Anteil daran finden.
Er beugt sich herab, um den Menschen empor zu heben.
Wozu Johannes aufruft, und hinter dem er und wir alle weit zurück bleiben,
das wird in Jesus Wirklichkeit.
„Sein Blick auf die Menschen ist nicht unterschiedlich“…spontan widerspreche ich. Gottes Blick auf mich ist hoffentlich doch verschieden von seinem Blick auf Hans und Heidi und Ella, weil ich ICH bin und eben nicht Finn oder Ali oder Michelle! Ich hoffe doch sehr, er macht Unterschiede. Aber: sein Blick auf mich wird nicht qualitativ verschieden von dem sein, wie er andere Menschen ansieht. Ich vermute, dass das gemeint ist. Es gibt keinen Unterschied in der Dichte seiner Zuwendung. Das würde ansonsten eine Ungleichbehandlung sein. Und das glaube ich auch nicht von Gott. Er hat nicht für mich ein Mehr an An-Sehen als für Sie und auch nicht ein Weniger! (Wobei es manche Berufene ja glauben). – Ansonsten Danke für Ihre Gedanken!
Genau so war es gemeint. Natürlich ist jede und jeder einzigartig, und damit auch die Zuwendung Gottes. Aber das hat nichts mit mehr oder weniger wert- oder liebevoll zu tun.
Danke für Ihre „Klarstellung“, denn es gehört tatsächlich differenziert.