3. Advent 2020
Holz lädt zum Spielen ein. Von klein auf.
Wir bauen mit Holzklötzen,
die kindliche Fantasie verleiht ihnen eine besondere Bedeutung.
Holz ist dann nicht nur Holz,
es wird zu dem, was wir hineinlegen oder herausarbeiten.
Plötzlich steht es für etwas oder für jemanden:
wie etwa das geschnitzte Holzstück, das zum Corpus am Kreuz wird.
Macht es erst die detaillierte Schnitzkunst dazu?
Mitunter ja, aber gleichgültig,
wie der Schnitzende unsere Fantasie bemüht oder nicht bemüht,
die Bedeutung verleihen wir.
Das kennen wir von anderen Gegenständen nicht weniger:
ein Erbstück steht auf einmal für die Verstorbene selbst,
es ist dann nicht mehr nur ein x beliebiger Gegenstand.
Die Dinge haben die Bedeutung, die wir in sie hineinlegen.
Das kann allerdings auch bedeuten:
Der alte Schrank, der der Mutter ihr ein und alles war,
kann für mich ein Gegenstand sein, den ich entsorgen muss.
Das, was wir in die Dinge hineinlegen, macht sie besonders.
Bei uns Menschen ist es nicht anders:
das, was ich in den anderen hineinlege, und das, was er in mich hineinlegt,
macht die Beziehung aus.
Ebenso prägt die Umgebung:
Jede einzelne Holzkugel dieser Darstellung hier für sich ist stark,
doch ihre Zuordnung, ihre Anzahl, ihre Aufstellung,
ihre Gruppierung um die leere Schale
kann die Assoziation einer Krippe wecken.
Und je nachdem,
wie Menschen sich einander zuordnen, aufstellen, versammeln,
je nachdem, worum sie sich scharen und was sie also verbindet,
ist es mehr als eine bloße Anhäufung von Menschen.
Immer gibt es mehr, als wir sehen,
immer schwingt etwas zwischen den Zeilen mit,
immer entsteht mehr als wir in der Hand haben.
Ich finde darin viel von unserem Glauben wieder.
Zum einen:
unsere Gottesbeziehung lebt von dem, was Gott in uns hineinlegt;
wir glauben, dass all unser Fragen nach Ihm, unsere Suche nach Ihm
in uns hineingelegt ist.
In jedem Menschen lebt eine Idee Gottes,
Glauben hat damit zu tun, diese göttlichen Ideen und Einfälle zu entdecken,
zu sehen, zu schätzen, zu entfalten.
Im Menschen ist mehr, als sichtbar wird.
Und wir haben es kaum in der Hand, wir können einander nicht machen,
wir können einander nicht zurecht schnitzen und zurecht drechseln,
wie wir wollen.
In uns ist Unverfügbares.
Zum anderen: je nachdem, in welchen Konstellationen wir uns befinden,
mit wem wir zusammen sind,
wem wir begegnen oder mit wem wir durchs Leben gehen,
kommt Entsprechendes von dem, was in uns ist, zum Vorschein
und entfaltet sich.
Wir glauben an einen Gott,
der das Beste aus den Menschen herausholen will,
nicht, um sie zu überfordern oder um sie zu knechten,
sondern weil Er selbst das Beste in sie hinein gelegt hat.
Als Menschen sind wir darum Aufspürende, Entdeckende, Findende;
wir finden, was doch schon da ist und darauf wartet, gehoben zu werden.
Ja und Amen