4. Fastensonntag C 2019 Lk 15, 1-3.11-32
Das verstehen alle.
Und genau so war es von Jesus gemeint:
unmissverständliche Klarheit.
Geschildert werden ein grenzenlos barmherziger Vater
und seine zwei sehr unterschiedlichen Söhne.
Beide glauben nicht so recht an die Barmherzigkeit ihres Vaters:
denn den einen, der loszieht, treibt im wesentlichen der Hunger zurück,
und er erhofft sich ein geregeltes Arbeitsverhältnis als Tagelöhner;
der andere, der zurückbleibt, kann sich seinen Vater nicht anders vorstellen
als lohnend oder bestrafend ganz entsprechend den Taten.

Was Jesus zu diesem Gleichnis bewegt, wird einleitend deutlich gesagt:
Zöllner und Sünder suchen Ihn auf, wollen Ihn hören,
Pharisäer und Schriftgelehrten empören sich darüber.
Warum eigentlich?
Weil Jesus die Sünder an sich heranlässt,
weil Er mit ihnen spricht, sie sogar aufsucht,
weil Er davon überzeugt ist, dass es sich lohnt, sich ihnen zuzuwenden,
um ihr Herz zu erreichen.
Er tritt nicht mit dem Gesetzbuch an sie heran,
sondern eher so, dass neue Hoffnung entsteht,
dass in den Ihn Aufsuchenden Zuversicht wächst,
sie seien bei Jesus an der richtigen Adresse.
Sie können erstmal aufatmen, bekommen nicht zu hören:
wie konntest du nur – oder: selbst in schuld.

Warum ist Jesus so und warum verkündigt Er so einen Gott?
Vielleicht, weil Menschen genau so sind, dass sie so einen Gott brauchen: sie machen Fehler,
sie verschleudern viel von dem, was ihnen gegeben ist.
Sie setzen das ihnen gegebene, die Gaben, die Talente nicht nur positiv ein.
Die Ressourcen der Erde werden verschleudert, durchgebracht,
die eigene Gesundheit ruiniert,
das Verhältnis zu sich selbst gestört,
Raubbau mit den eigenen Kräften betrieben.
Bis irgendwann nichts mehr geht, nichts mehr da ist.

Selbst schuld – sagen die Pharisäer und Schriftgelehrten.
Hätten sie mal mehr auf sich und das ihnen Gegebene geachtet.
Sie haben ja noch nicht einmal unbedingt unrecht,
aber wem hilft es?
Jesus glaubt an eine Liebe, die nicht zuerst Antwort auf Gegenliebe ist,
sondern eine Liebe,
die die Antwort der Gegenliebe erst weckt und hervorruft.

Genau da liegt der Unterschied zwischen Pharisäern und Sündern:
die einen glauben sich die Liebe Gottes verdienen zu können,
die anderen glauben nicht daran und bekommen sie geschenkt.

Sünder sind beide Söhne.
Der, der alles durchbringt, und der, der treu bewahrt,
dabei immer mehr verhärtet und nicht damit leben kann,
wenn sein Bruder, der längst aufgehört hat, für ihn Bruder zu sein,
Vergebung zugesprochen bekommt.

Der Vater nimmt genau wahr,
dass für den älteren Bruder sein jüngerer Bruder gestorben ist;
er nimmt wahr, dass der ältere ihm entgegen schleudert: Dein Sohn,
fast, als wolle er den Vater mitverantwortlich machen für die Misere,
er hätte es doch wissen müssen, ahnen können,
wie der jüngere ist, dass er zu nichts taugt,
dass er verplempert, nicht wertschätzt.
Und darum spricht der Vater zu dem älteren nicht davon,
dass sein Sohn zurück ist; bewusst sagt er:
dein Bruder ist wieder da.
Will heißen: ihr seid gar nicht so verschieden, ihr gehört zusammen.
Ihr versteht beide meine Liebe nicht.
Ihr habt keinen Grund, euch voneinander abzugrenzen,
es gibt nicht den besseren oder schlechteren.
Ich bleibe euer Vater –
ich gehe euch beiden entgegen,
ich verlasse für euch beide mein Haus.

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