7. Sonntag der Osterzeit 2020 Apg 1, 12-14
Sie alle dort verharrten einmütig im Gebet.
So heißt es von Maria, den Frauen und den Jüngern
nach der Himmelfahrt Jesu.
Manchmal muss man lesen oder sich bewusst machen,
was da nicht steht.
Es ist nicht die Rede vom Brot brechen, nicht die Rede von Feiern,
die wir heute in Verbindung mit der Eucharistie bringen könnten.
Alles hat seine Zeit.
Hier geht es um das Verharren, um das Beten selbst,
und wem käme es da in den Sinn, ein „nur“ hinzuzufügen,
es geht nur um Beten…
Solche Gebetszeiten gibt und braucht es immer wieder.
Wir erleben sie in diesen Wochen,
in denen unser Beten zuhause, in denen das Wort der Hl. Schrift
eine besondere Bedeutung bekommen hat.
Die Gegenwart Jesu im Wort
und die Gegenwart Jesu im eucharistischen Brot
wie im übrigen auch im Antlitz eines jeden Menschen
darf nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Nicht die Gegenwart Jesu ist in den genannten Weisen mehr oder weniger,
allenfalls ist unser Zugang unterschiedlich.
Leibhaftig gegenwärtig ist Er nicht nur in der Eucharistie,
auch im anderen Menschen,
auch im Wort, das in mir und durch mich Fleisch annehmen will.
Sie alle dort verharrten einmütig im Gebet.
Weil es einen Unterschied darstellt, ob ich allein bete oder mit anderen.
Das machte ja die Zeit so herausfordernd,
als keine Gottesdienste gefeiert werden konnten,
der Verzicht auf gemeinsames Beten.
Das machte ja das allabendliche Glockenläuten um 19.30 Uhr so kostbar,
über Grenzen hinweg sich betend, fragend, klagend, gedenkend
mit vielen Menschen verbunden zu wissen.
Das machte auch in der Karwoche und zu Ostern
die Kirchenräume so wertvoll,
offene Türen zu finden, ein Kommen und Gehen von Menschen,
die sich einfanden, einfach nur saßen in einem weiten Raum.
Beten verbindet – über alle Grenzen hinweg.
Beten schafft einen Schutzraum inmitten von allem unbehaust sein.
Beten ermöglicht eine gemeinsame Ausrichtung.
Die Jünger und die Frauen kommen zum Beten zusammen.
Sie brauchen einander, um sich zu stützen,
um im Miteinander stärker zu sein als allein.
Nach der Wucht des Todes Jesu,
der all ihre Hoffnungen zunichte machte,
beginnt damit eine Zeit der Verarbeitung und der Neuorientierung.
Dieses Obergemach in Jerusalem ist, wenn man es so nennen will,
die erste Hauskirche.
Sie ist das, was der große Kirchenraum nie sein kann,
denn sie verbindet viel stärker gemeinsame Erfahrungen
und gibt dem gemeinsam Erlebten einen Gebetsausdruck.
Das Obergemach ist kein Übergangsraum, keine Notunterkunft,
die nach Pfingsten keine Bedeutung mehr hat.
Gerade in Krisenzeiten –
und was war die Zeit für die Frauen und die Jünger
nach ihrem Abschied von Jesus anderes als eine Krisenzeit –
brauchen wir die kleinen Gebetseinheiten,
die kleinen Zusammenkünfte,
die häusliche Verbindung mit vom gleichen Erleben betroffenen Menschen.
Damit Großes erwartet werden kann:
der eine Geist in verschiedenen Sprachen, Völkern, Kulturen,
der die kleinen Kreise weit macht und öffnet.