Allerheiligen 2018
Es reicht nicht!
Es reicht nicht, was die Kirche an Heilige anerkennt.
Es gibt weitaus mehr: namenlose, verborgene:
Menschen, die ganz nah dran sind an Gott,
ohne dass es andere merken.
Sie leben das Gute, sie sind echt, haben ein Herz,
sie schauen und nehmen wahr, sie haben Fantasie und sie sind hartnäckig.

Es reicht nicht!
Es reicht nicht, was wir aufbringen an Heiligkeit, an heilem Leben.
Unser Leben ist zu brüchig, zu unheil,
als dass es automatisch Eingang finden würde ins ewige Leben.
Es bedarf der Vollendung,
der Heilung durch den, der allein heilig ist.
Es bedarf der Auf-arbeitung, der Wertschätzung –
und der Antworten, die wir nicht haben.

Es reicht nicht!
Es reicht nicht, was wir aus uns selbst an Glauben und Gebeten hervorholen.
Wir sind zu spröde, zu arm,
um immer Worte zu finden, die ein Gebet ergeben,
um immer Glauben zu entwickeln und zu leben, der trägt.
Wie gut, dass es die Vielen gibt, vor uns, neben uns, nach uns,
die die Glaubensspur mitgehen, mitgegangen sind, weiter gehen
und unbekannte Wege erschließen.
Wie gut, dass es die Bibel gibt, die Gebete, Reden,
derer wir uns bedienen dürfen,
um an der eigenen Sprachlosigkeit nicht zu ersticken,
um im eigenen Glaubensmangel nicht zu verdursten.

Es reicht nicht!
Es reicht nicht, was wir an Leben verspüren:
den ständigen Wechsel von Frühjahr und Herbst,
von Ankunft und Abschied, von Kommen und Gehen.
Es ist zu viel Ungelöstes drin, zu viel Ohnmacht,
es ist zu viel Verletzung dabei, Gebrochenes, Abgebrochenes.
Was wären wir ohne Hoffnung,
was wären wir ohne Aussicht auf einen offenen Himmel,
was wären wir ohne Verheißung?

Es reicht nicht!
Es reicht nicht, was wir füreinander sind
als Freund, als Partnerin, als Mutter und Vater.
Denn wir bieten keinen absoluten Halt, den wir gern hätten;
wir verstehen das Leben nicht, nicht das Schöne, nicht das Schwere;
wir stehen daneben, können nicht alles aufhalten, verhindern –
und wir können nicht alles hervorbringen, erzeugen.
Wir sind begrenzt.
Wie kostbar der Glaube an den Unbegrenzten, den Absoluten,
uns auch im tiefsten Fall Haltenden.
Wie kostbar der Glaube an den,
der trägt, der hinter uns steht, Lesehilfen des Lebens gibt.

Es reicht nicht!
Es reicht nicht, was man zu diesem Fest
und zum Glauben selbst sagen kann.
Er ist größer als jedes Wort, kräftiger als jedes Bild,
tiefer als jedes Schweigen.
Er wird kommen, der große Tag,
der sein Licht schon hervorbrechen lässt.
Er wird kommen, der große Tag,
der der Worte nicht mehr bedarf,
der nichts ist und alles,
der Licht ist ohne Schatten.

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