B 6 2021 Mk 1, 40-45
Jesus berührt den Aussätzigen.
Wir leben von Berührungen.
Besonders in diesen Wochen und Monaten
spüren wir das erneut und intensiv.
Viele leiden unter den Kontaktreduzierungen.
Viele leiden darunter,
nicht besucht werden zu können oder Besuche machen zu können.
Ganz zu schweigen von denen,
die am Corona Virus erkrankt und isoliert und einsam gestorben sind…
Irgendwie hatten wir vergessen oder verdrängt,
was Aussonderung ansteckender Menschen bedeutet
und wie es Menschen zerreißen kann.
Jesus berührt den Aussätzigen.
Um diese Berührung verstehen zu können, müssen wir wissen,
dass Aussatz zur Zeit Jesu als schlimmste Form der Gottesstrafe galt.
Der Umgang mit Aussätzigen bedeutete zweierlei:
einerseits wollte man – da hat sich kaum etwas verändert –
mit der Isolation die Ausbreitung der Krankheit verhindern;
andererseits wurden Krankheit und Sünde, Gesundheit und Heiligkeit miteinander verknüpft, weswegen eine Heilung nicht von einem Arzt,
sondern von einem Priester festgestellt werden musste.
Jesus schenkt dem Aussätzigen mit seiner Berührung
vor allem etwas, ohne das der Mensch nicht wirklich leben kann:
Zuneigung, Würde und Ansehen bei Gott und den Menschen.
Und darum geht es Ihm immer wieder.
Manche Bibelwissenschaftler sagen,
dass die Art der Heilung mit der Krankheit korrespondiert.
Wer durch Berührung, durch eine ausgestreckte Hand heil wird,
hat eben genau dieses nicht erfahren dürfen.
Wir leben vom Entgegenkommen, von der einladenden Hand;
wir leben davon, angerührt zu sein.
Wie anders würde so manche Debatte und Diskussion verlaufen,
würden wir uns von der gegnerischen Postion anrühren lassen,
würden wir Hände ausstrecken
und wirkliche Begegnungen ermöglichen.
Jesus lässt die an sich heran, die die Menschen damals gemieden haben.
Das ist bis heute so.
Wir glauben bei Gott gut aufgehoben,
was wir anderen Menschen vielleicht niemals anvertrauen würden
oder anvertrauen werden.
Das hat mit Geschichten wie diesen zu tun.
Längst bevor Jesus den Aussätzigen berührt,
ist dieser selbst vom Leben, vom Leiden des Aussätzigen berührt worden.
Gott berührt, was mit uns Menschen ist.
Es geht Ihm zu Herzen, „es jammerte Ihn“ übersetzen manche.
Das Wesentliche, das wir mit dem Kreuz verbinden,
ist der Glaube an einen mitleidenden Gott.
Wo Leiden von Menschen anderen Menschen zu Herzen geht,
kann Heilung beginnen.