7.O-so 2025
Anreize schaffen.
Politisch Verantwortliche reden derzeit davon.
Wer in der Rente noch freiwillig arbeitet,
soll bis zu 2.000 Euro steuerfrei dazuverdienen können.
Beschäftigte oder eben nicht mehr Beschäftigte sollen motiviert werden.
Man hat herausgefunden, dass ein wirksames Anreizsystem
die Motivation der Mitarbeitenden und die Leistung der Teams
um 30 Prozent oder mehr steigert.
Ein Anreiz ist Geld, aber Geld ist nur ein Anreiz.
Das Gefühl, etwas Wichtiges zu tun, eine Abwechslung in der Tätigkeit,
Sichtbarkeit der Leistung und Herausforderungen und natürlich Lob
stellen ebenfalls Anreize dar.
Ich kann mit dem Wort Anreiz etwas anfangen.
Es bedeutet Motivation, Interesse wecken, Ansporn;
Anreize bewegen, locken, stimulieren, veranlassen, begründen.
Es gibt Anreize, die dauerhaft oder viel bewirken,
aber es gibt auch welche mit wenig Nachhaltigkeit.
Die beiden Möwen beim Konklave zogen viel Aufmerksamkeit auf sich –
es waren Eintagsmöwen…
Neues kann wie ein Anreiz wirken, mitunter aber auch nur so lange
bis die ersten Verschleiß- und Gebrauchsspuren aufgetreten sind –
oder wir wahrnehmen: Unser Wunsch, unsere Erwartung war zu groß.
Ich denke nach, was für mich der Anreiz des Glaubens ist.
Ich bleibe in diesen Tagen beim Magnificat hängen,
dem großen Lobgesang Marias.
„Auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.“
Niedrigkeit: Die Wirklichkeit dieses Wortes kennen wir, erleben sie.
Niedrig gemacht, klein geredet, unsichtbar gemacht, marginalisiert.
Wieviel kann im Leben von uns Menschen nicht wachsen,
wenn andere es nicht möchten, lächerlich machen, zertreten,
herausreißen, schlecht machen, kaputt reden, ab-sprechen.
Gott – so sagt mir das Lied der Maria – sieht das Niedrige und Erniedrigte,
das Getretene und die Getretenen, das Chancenlose und die Chancenlosen.
Wie gut kann es tun, wie befreiend kann es sein, gesehen zu werden,
auch und gerade mit dem, womit Menschen überfordert sind,
was sie nicht sehen wollen oder was sie nutzen und ausnutzen,
um zu demütigen, um noch kleiner zu machen…
Die Bewegung Gottes ist eine andere: Sie drückt nicht zu Boden,
sie erhebt, sie richtet auf, sie tröstet.
Glaube ist keine Demonstration von Stärke und Macht und Größe,
Glaube ist das Wahrnehmen der Niedrigen,
die vielleicht sich schon zu erheben beginnen, wenn sie gesehen werden.
Diese Gottesbewegung hat Maria angesprochen –
zunächst in ihrem eigenen Leben.
Bevor sie Gottes Größe preist, die die Hungernden beschenkt,
die Niedrigen erhöht, bevor sie alle benennt, die des Erbarmens bedürfen,
spricht sie von sich, von ihrer Niedrigkeit.
Maria geht von sich aus, von dem, was sie in ihrer Niedrigkeit erfahren hat.
Wie kann jemand Gottes Größe preisen
ohne sie selbst als erhebend erfahren zu haben?
Gebete, Lieder, Glaubenszeugnisse sind um so stärker,
bieten einen Anreiz, wie wir die Geschichte dahinter wahrnehmen,
wie wir erkennen können, was sie im Leben derer bedeuten,
die davon sprechen.
Wir beten in diesen Tagen besonders um die Kraft des Hl. Geistes.
Sie hat Menschen befähigt und bewegt, heraus – aus sich heraus – zu gehen,
zu erzählen, wo sie selbst an sich die rettende Macht Gottes erfahren haben.
Aus mutlosen Menschen wurden plötzlich Mutige.
Das wäre was.