B 18 2024 Joh 6, 24-35
„Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt,
sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid.“
In der vergangenen Woche
waren manche Gottesdienste im Rahmen der Liborifeierlichkeiten
im Internet oder in der Mediathek zu sehen
oder Menschen haben sie vor Ort gefeiert.
Große Einzüge, prächtige Musik, viele Gewänder.
Es scheint an nichts zu fehlen, außer an Frauen,
denn die durch den Mittelgang schreitenden sind zu mehr als 90% Männer.
Wer sollte auch darüber hinaus fehlen?
Es wirkt wie „eine runde Sache“,
kaum jemand scheint etwas oder jemanden zu vermissen.
Nicht nur bei diesen Gottesdiensten frage ich mich, was da gefeiert wird
oder was wir feiern.
Wirklich Jesus?
Ich glaube, es kann einen Unterschied machen,
ob ich mein „religiöses Gefühl“ befriedet glaube
oder ob ich mit Jesus in Berührung komme.
So manche seiner Worte befriedeten und befrieden nicht,
etwa, wenn er sagt: „Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen“
oder: „Wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus“
oder: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig.“
Der sich Zeit seines Lebens nicht mit Prunk hervortat
und eher zur Bescheidenheit aufrief, wird recht schnell in Gold gehüllt.
Jesus ist ein Unruhestifter.
Mit so manchen gottesdienstlichen Inszenierungen,
die eher etwas Höfisches haben, vermag ich ihn nicht zusammen zu bringen.
Auch wenn das Höfische nach wie vor Menschen anzieht:
Jesus ist nicht wie der englische König,
dessen Position rein zeremonieller Natur ist
und keinerlei politische Macht beinhaltet.
„Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt,
sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid.“
Satt werden meint hier nicht das Stillen der Not des verhungerns,
satt werden meint hier eher Selbstgenügsamkeit, Selbstgefälligkeit.
So etwas gab es von Anfang an,
nicht umsonst schreibt Paulus im 1. Brief an die Korinther:
„Was ihr bei euren Zusammenkünften tut,
ist keine Feier des Herrenmahls mehr;
denn jeder verzehrt sogleich seine eigenen Speisen,
und dann hungert der eine, während der andere schon betrunken ist.“
Zusammenkünfte nach dem Motto: Hauptsache, ich werde satt;
Hauptsache, mein religiöses Bedürfnis ist gestillt.
In jeder Eucharistiefeier werden wir mit einem Zeichen konfrontiert,
das wir uns vielleicht zu selten bewusst machen:
Unmittelbar nach der Wandlung,
gerade dann, wenn wir Christus in Brot und Wein gegenwärtig glauben,
beten wir im Lobpreis von Tod und Auferstehung Jesu:
Bis du kommst in Herrlichkeit.
Wie denn nun: Schon da sein oder erst noch kommen?
Nahezu widersprüchlich:
Wir feiern Anwesenheit und halten Abwesenheit aus.
Eucharistie ist nicht nur Zeichen der Anwesenheit Jesu
sondern auch Zeichen seiner Abwesenheit,
sonst würden wir sie so nicht feiern.
„Der Durst beweist nicht die Quelle,
aber immerhin ihre Abwesenheit…“ (Hans-Joachim Höhn)
Und gerade diese Abwesenheit war und ist ein Einfallstor.
Menschen (am meisten Männer) sehen sich berufen, die Lücke,
die der Tod Jesu gerissen hat, den leeren Platz zu füllen.
Dietrich Bonhoeffer hat einmal mit Blick auf Tod und Trauer geschrieben:
„Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines uns lieben Menschen ersetzen kann und man soll das auch garnicht versuchen;
man muß es einfach aushalten und durchhalten;
das klingt zunächst sehr hart, aber es ist doch zugleich ein großer Trost; denn indem die Lücke wirklich unausgefüllt bleibt,
bleibt man durch sie miteinander verbunden.
Es ist verkehrt, wenn man sagt, Gott füllt die Lücke aus;
er füllt sie garnicht aus, sondern er hält sie vielmehr gerade unausgefüllt,
und hilft uns dadurch, unsere echte Gemeinschaft –
wenn auch unter Schmerzen – zu bewahren.“
Ich glaube, das gilt auch für unsere Eucharistiefeiern
und muss sich in ihnen abbilden
um des Zeichen willens, das Jesus selbst setzt,
um der Redlichkeit gegenüber menschlichen Erfahrungen willens.
Seine Gegenwart annehmend halten wir ihm den Platz frei
und setzen uns nicht selbst darauf.
Danke! Deutlich und klar.
Deine Gedanken gehören in die Welt. Ich hoffe auf ein weiteres Buch. Schönen Sonntag. Maria
Auf der Suche nach der heutigen Sonntagspredigt fand ich die vom 04.08.24. Die Männerlastigkeit
findet sich leider in allen Lebensbereichen, insbesondere da wo ein anderer Geist und Wind wehen
sollte. Veröffentlichen Sie doch die Predigten im WA um ein anderes Gedankengut zu säen.
Ansonsten schließe ich mich Maria an. Schönen Sonntag Margarete Anhalt
Danke. Nun ist der WA kein Blatt nur für Christen…