C 8 2025 Lk 6,39-45
Ein nachdenklich machendes Evangelium.
Es fordert mich heraus, mich selbst in den Blick zu nehmen,
in den Spiegel zu schauen.
Was sehe ich bei anderen und was bei mir?
Und was sehe ich vielleicht lieber bei anderen,
um es bei mir selbst nicht sehen zu müssen?

„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders,
aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht?“
Uns wird die Frage nahegelegt:
Wenn ich mich über etwas bei einem anderen Menschen aufrege,
wenn mich etwas ärgert oder ich es als falsch empfinde,
kann es sein, dass das mindestens genau soviel,
vielleicht sogar noch mehr über mich selbst aussagt?
Worauf reagiere ich, meine reagieren zu müssen?
Sie kennen vielleicht das Wort,
das dem Philosophen Spinoza zugeschrieben wird:
„Das was Paul über den Peter sagt,
sagt mehr über den Paul aus als über den Peter.“
Ich treffe Aussagen aus meiner begrenzten Wahrnehmung heraus,
aus meinem – nie umfänglichen – Blickwinkel.

„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders,
aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht?“
Diese Worte sind eine Rede gegen jede schwarz weiß Malerei,
die als Prinzip hat:
Schlecht sind immer die anderen, das Böse geht nie von mir aus.

Vom hl. Ignatius von Loyola gibt es ein hilfreiches Wort.
Er schrieb einmal, „daß jeder gute Christ bereitwilliger sein muß,
die Aussage des Nächsten zu retten, als sie zu verurteilen;
und wenn er sie nicht retten kann, erkundige er sich, wie jener sie versteht, und versteht jener sie schlecht, so verbessere er ihn mit Liebe.“
„Verurteilt nicht“ lässt der Evangelist Lukas und der Evangelist Matthäus
Jesus im Zusammenhang des gehörten Evangeliums sagen.

Die Aussage des Nächsten retten statt sie zu verurteilen…
bedeutet zu fragen: Wie meinst du das, was du sagst?
Was bewegt dich dazu, so zu reden und zu denken oder auch zu handeln?
Was ist dir passiert, dass du so denkst?
Und was ist mir passiert, dass ich so denke und rede, wie ich es tue?

Dem oft so schnellen Urteilen oder gar Verurteilen
fehlt eine vorausgehende Nachdenklichkeit –
mit den Worten des Evangeliums: Ein genaues Hinschauen.
Denn wer einen Balken im Auge hat, kann nicht richtig sehen.

Die Balken im eigenen Auge können schwer wiegen.
Sie machen mich glauben,
meine eingeschränkte Sichtweise sei die einzig richtige,
mein Blickwinkel sei der objektive.

„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders,
aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht?“
Diese Worte versuchen Brücken zu bauen.
Sie stellen mir – vor aller Kritik bei anderen Menschen – die Frage:
Wie ist das bei mir selbst?
Was von dem, wie ich die Welt und andere Menschen wahrnehme,
hat seinen Grund in mir?

Dieses eine Jesus Wort gelebt könnte und würde alles verändern.

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