Christi Himmelfahrt 2019
Wir kennen den Ausdruck vom Löcher in die Luft starren.
Wer Löcher in die Luft starrt, steht unbeweglich da,
entzieht sich für eine Zeit lang, ist abwesend, fast wie gelähmt,
eigentlich für nichts zu gebrauchen.
Die Apostel starren Löcher in die Luft, blicken Jesus unverwandt nach.
Eine Gefahr für uns alle in der Kirche:
hinterher zu schauen, der Vergangenheit nachzutrauern,
auf den Himmel fixiert zu sein und damit für die nächsten Schritte blockiert.
An besonderen Stellen in der Bibel tauchen Engel auf:
im Weihnachtsevangelium, im Osterevangelium
und hier in der Apostelgeschichte die beiden Männer in weißen Gewändern.
Sie verkünden etwas, was eben verkündet werden muss,
was immer wieder gesagt werden muss,
worauf wir von selbst nicht kommen:
dass das Kind, das Maria unter ihrem Herzen trägt,
das in Windeln gewickelt liegt, Gottes Sohn ist,
dass der gekreuzigte Jesus der Sieger über den Tod ist,
dass lebendiger Glaube nicht im Klammern an die Vergangenheit besteht.
Christen sind nicht dazu berufen, ein „Hans guck in die Luft“ leben zu führen.
Die Gegenwart ist unsere Zeit, die Erde unser Raum.
So hat es Jesus selbst gehalten –
und darum sind Seine letzten Worte
das Senden der Jünger bis an die Grenzen der Erde.
Bis an die Grenzen der Erde gehen bedeutet,
das Evangelium zu übersetzten,
bedeutet, die Worte Jesu ins Heute zu übertragen.
Wer im Heute leben will, muss das Gestern gestern sein lassen.
Die Bibel hat dafür ein starkes Bild:
als Lot seine Frau und seine beiden Töchter nimmt,
um das Land Kanaan zu verlassen,
blickt die Frau des Lot zurück und erstarrt zur Salzsäule.
Wer zurückschaut, erstarrt, wird unbeweglich, kann nicht weiter gehen.
Aber genau das ist der Auftrag Jesu,
dass es weiter geht, was Er begonnen hat.
Es genügt nicht, ewig gleiche Wahrheiten zu wiederholen;
was ewig wahr ist, klärt sich, kristallisiert sich heraus,
so wie sich im Lauf der Jahrhunderte und Jahrtausende klärt,
wer das ist, den wir Gott nennen – und wer es eben auch nicht ist.
Auch das ist eine Aussage dieses Festes:
wer glaubt, lebt auch mit der Erfahrung, dass ihm das gerade Begriffene
wieder aus den Händen genommen ist,
dass Glaube nicht etwas Handhabbares ist,
eine Münze, die man in einen Automaten wirft, um etwas zu bekommen.
Wir leben mit einem Gott, der sich in Zeit und Geschichte offenbart.
Das Brot, das uns gestern genährt hat, nährt heute nicht mehr,
schon weil es gegessen ist;
aber wir leben in der Zuversicht des täglichen Brotes.
Was den Frauen, den Jüngern am Ostermorgen schon gesagt wurde,
hören sie jetzt wieder:
Jesus findet man nicht im Ihm hinterher schauen,
Er lässt sich finden auf den Straßen der Erde
im Aufnehmen Seiner Spur,
im Leben aus Seinem Geist.