Christi Himmelfahrt 2020
Zurück auf Anfang –
seit Aschermittwoch stehen diese drei Worte hier
im Inneren an der Nordwand unserer Kirche.
Eigentlich sollten sie uns nur durch die Fastenzeit begleiten,
den Ruf zur Umkehr, zum Neunanfang untermauern.
Schließlich beginnt mit dem Aschermittwoch
alljährlich eine besondere Zeit, die uns einlädt,
zurück zu finden zu den Quellen, aus denen wir leben.
Zurück auf Anfang eben: wenn schon nicht die Uhr zurückdrehen können,
dann sie doch wenigstens neu aufziehen.
Dann fiel in diese Zeit noch eine Zeit:
die Coronazeit, von der wir anfänglich alle hofften,
sie währte nur ein paar Wochen.
Sie schickt uns zwar nicht unbedingt „Zurück auf Anfang“,
aber lässt uns doch – mehr als eine gewöhnliche Fastenzeit –
unseren Alltag überdenken, vieles zurückfahren,
und Einschränkungen vornehmen.
Unausweichlich stellt sie vielen die Frage:
wie willst du eigentlich leben,
was ist dir wirklich wichtig,
und was bedeutet dir Solidarität?
Mit dem 3. Fastensonntag sind wir dann runter oder zurück gefahren
und spüren irgendwie,
dass wir trotz mancher herbei gewünschten Normalität
doch nicht einfach nur weiter machen wollen als wäre nichts gewesen.
Dafür ist der Einschnitt zu stark.
Zurück auf Anfang
mögen nicht nur manche schwer Erkrankte nach ihrer Genesung denken
und ihre Heilung wie ein zweites geschenktes Leben empfinden,
sondern auch all jene, die diese Krisenzeit in einer Weise erleben,
die Dankbarkeit für vieles – sonst als selbstverständlich Abgetanes – mehrt.
Zurück auf Anfang.
Ein Wort, das auch zum heutigen Fest passt.
Die Jünger werden in ihr Leben zurück geschickt,
zurück an all die Orte, wo es mit Jesus anfing.
Ganz bestimmt eine Krisenzeit:
der vertraute Umgang mit Jesus ist weg,
und beim Zurückgehen vom Berg der Himmelfahrt wird ihnen klar,
dass sie das mit Jesus Begonnene nur dann weiter führen können,
wenn sie Ihm nicht unentwegt nach schauen,
sondern mit all den gemachten Erfahrungen auf den Alltag blicken.
Zurück auf Anfang bedeutet nicht, wieder von vorn zu beginnen
und alles einfach nur zu wiederholen;
zurück auf Anfang bedeutet, mit allem Erlebten neu beginnen zu können.
Nie sind wir dieselben, wenn wir irgendwo hin zurückkehren;
nichts ist wiederholbar.
Auch jedes Zurückgehen kann darum nur Anfang sein.
„Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte,
begrüßte ihn mit den Worten: ‚Sie haben sich gar nicht verändert.‘
‚Oh!‘ sagte Herr K. und erbleichte.“
Diese kurze Geschichte von Berthold Brecht bringt etwas auf den Punkt.
Wie seltsam, wenn uns das Leben, alles Erlebte nicht verändern würde;
wie seltsam, hätten Menschen damals,
als sie die Jünger nach ihrer Zeit mit Jesus wieder trafen,
ihnen gesagt: ihr habt euch gar nicht verändert…
Wie von selbst beeinflusst alles Erlebte unseren Geist,
so dass wir verstehen, dass es nach der Himmelfahrt Jesu
nur mit dem Geist, mit dem hl. Geist weiter geht
und einen neuen Aufbruch gibt.
Zurück auf Anfang:
die Jünger gehen mit Pfingsten neu in den Tag,
mit dem Erlebten von Gestern,
sie lassen das Erlebte nicht wie ein Gefängnis sein,
das sie festhält, indem sie nur hinterher schauen;
sondern es ist ihnen stärkender Rückhalt,
der sie ins Morgen gehen lässt.