B 19 2024 Joh 6,41-51
Wenn „Murren“ beginnt, wird es schwieriger,
eine Gesprächsebene zu finden.
Zumindest ist ein Dialog gefährdet wenn nicht gar abgebrochen.
Anlass für das Murren im Evangelium ist,
dass Jesus von sich sagt, er sei vom Himmel gekommen.
Das bringen die Menschen nicht zusammen:
Irdische und himmlische Herkunft.

Kann man es ihnen vorwerfen?
Ist es nicht schwierig, beides zusammen zu bringen?
Wie ist das bei uns Menschen:
Legen wir einander nicht auch fest durch unsere Herkunft,
durch familiäre Zusammenhänge, einen erlernten Beruf?
Wo jemand gewohnt hat oder wohnt, woher jemand stammt,
wer oder was einen Menschen geprägt hat und prägt,
das und mehr spielt eine große Rolle.
Ist da Raum für die Perspektive der Gotteskindschaft?
Ist da Raum für die Annahme: Dieser Mensch ist von Gott?
Diese Annahme verändert Begegnungen und Beziehungen.
Jemand wird nicht auf seine Vergangenheit festgelegt.
Der Wind des nicht verfügbaren weht.

Aber warum ist das so schwer, irdische und himmlische Herkunft,
sichtbare und nachvollziehbare mit einer unsichtbaren
und nicht nachvollziehbaren Herkunft zusammen zu bringen?
Ich glaube, es hängt damit zusammen,
weil wir Himmel und Erde voneinander getrennt denken, als gegensätzlich:
Was von Gott kommt, kann nicht vom Menschen kommen,
was vom Menschen kommt, kann nicht von Gott sein.

Jesus versteht sich anders, und unsere Gebetsrufe verstehen ihn anders.
Wenn wir uns auf sein Geburtsfest vorbereiten,
begleiten uns gegensätzliche Bilder:
Wir sprechen vom Tau aus der Höhe und von der sich auftuenden Erde,
die den Heiland hervorbringt und Gerechtigkeit sprießen lässt.
Wie, wenn das für jeden Menschen gilt?
Die Rede von der Gotteskindschaft legt es nahe.

Mit diesen Gedanken erschließt sich das Wort vom lebendigen Brot.
Wer von Gott kommt, bringt eine Botschaft mit.
Mit Blick auf die vielen unterschiedlichen Menschen, Gotteskinder,
bekomme ich eine Ahnung für die Vielfalt, die in Gott selbst ist.
Mein eingeschränktes Bild erfährt Weite,
menschliches Miteinander verändert sich.
Denn das Brot, das Jesus gibt und ist,
ist nicht losgelöst zu denken von den Vielen, von den anderen.
Jesus speist in der vorhergehenden Wundererzählung nicht einen Menschen
sondern 5000.
Es gibt nicht den Jesus für mich oder für ein bestimmtes Volk,
für eine bestimmte Konfession oder Religion.
Dieser Vereinnahmung hat er sich nach der Speisung der Vielen entzogen,
dieser Vereinnahmung entzieht er sich immer wieder.
Eine Kirche, die lange Zeit glaubte und Menschen spüren ließ,
dass nur sie Jesus vermitteln könnte,
erlebt in unseren Tagen, dass Menschen die Botschaft Jesu
auch außerhalb von ihr aufnehmen und leben können.

Das lebendige Brot verträgt keine Einengung, keine Beschränkung,
es darf nie zum Objekt in den Händen von Menschen werden.
Nur so wird der Weg ins Leben, ins ewige Leben frei.

 

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