B 17 2024 Joh 6,1-15
Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll…
Jesus hätte sich doch freuen können über diese Aussage der Menschen
angesichts der Speisung der Vielen:
Eine Ehrerbietung, eine Anerkennung, ein Lob.
Wie leicht hätte er daran anknüpfen, darauf aufbauen können.
Wenn einmal etwas gut läuft, wenn einmal etwas zündet,
dann muss man das ausnutzen, erweitern, ausbauen.
Immer größer, immer stärker, immer mächtiger.
Er tut es nicht. Macht das Gegenteil.
In einem Satz fasst der Evangelist zusammen warum:
Er erkannte, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen
und zum König zu machen.
Ein König als Angestellter seines Volkes.
Ein König, der solange gut gelitten ist, wie er „Brötchengeber“ ist,
wie er die Bedürfnisse der Menschen befriedigt,
wie er sich die Gunst seines Volkes verdient.
Jesus in den Händen der Menschen…
als Sattmacher, als Wunderwaffe, als gute Laune Garant, als Funktionär,
vereinnahmt, auf eine bestimmte Rolle festgelegt, begrenzt, abhängig,
fast wie eine Puppe, eine Marionette.
Braver Applaus für erwartetes Tun. Sorgsames Erfüllen der Erwartungen.
In der Gewalt der Menschen, bei Bedarf hervorgeholt und ausgesetzt,
bei Bedarf gebraucht, irgendwie eingebaut, mehr Objekt.
Und dafür gibt es ein Krönchen, ein Fleißkärtchen,
ein Krönchen, das man jederzeit wieder abnehmen,
ein Fleißkärtchen, das man jederzeit wieder aberkennen kann.
Ist das in meinem Glauben möglicherweise ähnlich?
Jesus als Erfüller meiner Erwartungen?
Können sogar unsere Gebete wie eine ihm von uns verliehene Krone sein,
die sehr schnell zu glänzen aufhört, wenn der Bauch nicht satt,
das Gefühl nicht befriedet, die Erwartung nicht erfüllt wird?
Jesus in den Händen der Menschen…
die ein Bild von ihm haben, einen Rahmen, den er ausfüllen muss.
Jesus in den Händen der Kirche…
die Deutungshoheit für sich in Anspruch nimmt und genau weiß,
was er für alle Zeiten will und was nicht.
Jesus in den Händen der darstellenden Kunst…
die festhält, was nicht festzuhalten ist.
Jesus entzieht sich.
Er will das nicht. Das raubt ihm auf eine andere Weise sein Leben,
mehr als es das Kreuz vermag.
Er lebt dann nicht mehr von Gott her, er lebt von den Menschen her.
Ein sich entziehender Gott, wenn Menschen ihn in ihre Gewalt bringen,
wenn Menschen ihn krönen wollen.
Ein sich entziehender Gott: Kann es sein, dass wir – auch in Kirche –
ihn manipuliert haben und weiterhin manipulieren,
ein Gott nach unseren Vorstellungen zur bequemen Sättigung,
ein Gott, mit dem man sich schmücken und zieren kann?
Bevor sich Jesus allein auf den Berg zurückzieht,
macht er in der Wundergeschichte deutlich,
wie er sich und uns Menschen sieht:
Das mir mögliche tun, wir unsers, er seins.
Der hl. Augustinus hat einmal formuliert:
„Bete, als hinge alles von Gott ab. Handle, als hinge alles von dir ab.“
Bring das ein, was du hast.
Die fünf Gerstenbrote, die zwei Fische.
Gib alles.
Glaub nicht, es sei zu wenig, was du hast, was du bist.
Und selbst wenn du es glaubst, tu es dennoch.
Was daraus wird, liegt nicht in deinen Händen.
Aber das dir mögliche hast du getan.
„Kann es sein, dass wir – auch in Kirche –
ihn manipuliert haben und weiterhin manipulieren,…“ – wo ist denn der streitbare Pfarrer Mönkebüscher, der sich sonst gegen jede Manipulation wehrt, für jeden Menschen stark macht, wenn das Abendmahl Christi, das Zentrum unseres Glaubens, derart blasphemisch bei Olympia angegriffen wird? Schweigen? Schade! Denn es wirft einen Schatten auf die Priorisierungen Ihrer Kritiken, die Sie sonst so häufig medial streuen. Regenbogenfahnen lassen sich leichter aufhängen als klare Position gegen die Verspottung der Eucharistie Stellung zu beziehen. Erschreckend, wie wenig „Aufschrei“ noch von Amtsträgern – mit Ausnahme von Bischof Oster – noch kommt. „Talita kumi, Kirche!“
Die Auseinandersetzung um die Szene macht vieles deutlich: nicht jeder Tisch, an dem Menschen sitzen, ist eine Darstellung des Letzten Abendmahles. Auch bei der Eröffnung, vielfach nachzulesen, war nicht das Abendmahl im Sinn, was allein schon an der Anzahl der Personen ersichtlich wird: Es sind nicht Zwölf. Der Regisseur der Eröffnungsfeier, Thomas Jolly, stellt klar, dass die Szene nicht vom letzten Abendmahl inspiriert gewesen sei, sondern dass es sich um eine Darstellung aus der griechischen Mythologie rund um den Gott Dionysos gehandelt habe.
Erik Flügge kommentiert: „Die weltweite, bigotte, rechte Empörung über die schräge Drag Show bei der Eröffnungsfeier von Olympia bei gleichzeitiger Bekämpfung von Flüchtlingen durch die selben Leute, ist die eigentliche Beleidigung des Christentums.“
Abgesehen davon bleibt wahr: Jesus hielt (und hält) Mahl mit Menschen, die ihm den Titel einbrachten: Freund der Zöllner und Sünder, Freund der Huren. Nun handelt es sich bei queeren Menschen nicht um mehr Sünderinnen und Sünder wie bei nicht queeren Menschen auch. Warum diese Zielscheibe? Offenbart diese Diskussion nicht im Grunde eine massive Queerfeindlichkeit und letztlich auch Jesus „Feindlichkeit“ in dem Sinne, dass nach wie vor Menschen zu bestimmen versuchen, wer in seiner Nähe sein darf, wen man mit ihm in Verbindung bringen will?
und noch ein Kommentar vom 02.08.2024 auf Kirche+Leben: https://www.kirche-und-leben.de/artikel/olympia-eroeffnung-kritik-bischoefe-katholische-kirche-abendmahl-kommentar-johannes-norpoth?fbclid=IwY2xjawEZXRZleHRuA2FlbQIxMQABHWNCYPkKOLC9SWqMME8uFHVvN88Q3TQ6yP5ZLpB43oEuPHLPhPaRmwzGsA_aem_15zzcirDRehKK_79bLCyIg