Epiphanie 2020
Was für eine Geschichte:
sie erzählt von Menschen, die sich von dem,
was sie als Lichtblicke wahrnehmen, führen lassen.
Wie anders sähe unsere Welt aus,
wenn uns nicht die dunklen Visionen leiten würden,
wenn nicht unsere Ängste den Ton angäben,
sondern wirklich das Licht, das als leuchtend Erlebte.
So war es von Anfang an gedacht:
Licht soll der Orientierung dienen, von Gott gemacht
zur Herrschaft über den Tag und über die Nacht –
wie der Schöpfungsbericht schreibt.
Sich vom Licht, von den Lichtblicken leiten lassen, ist gar nicht so einfach.
Mitunter folgen wir ihrer Spur,
aber es gibt genauso die Versuchung,
sich vom Dunklen leiten und bestimmen zu lassen.
Wenn Mutlosigkeit uns lähmt mit Blick auf das,
was wir nicht haben oder nicht können,
wenn dunkle Schatten aus der Vergangenheit uns das Leben umnachten,
wenn wir andere Menschen oder uns selbst
unter dem Blickwinkel der negativen Eigenschaften sehen,
hat das Licht kaum eine Chance.
Und wahrhaftig: es gibt ja Dunkles genug in unserem Leben,
auf der Welt und im Alltag.
In einer Zeit, in der die Negativ Schlagzeilen eine größere Chance haben,
Gehör zu finden, sich vermarkten zu lassen,
neigen wir ebenso dazu, uns eher vom Defizitären her zu sehen,
vom Fehlenden, vom Mangel, vom Dunklen.
Schnell sind unsere Wege davon bestimmt und geleitet.
Wir kennen die Geschichte,
als Petrus über das Wasser bei stürmischer See auf Jesus zugehen möchte,
wo es heißt: als er bemerkte, als er sah, wie heftig der Wind war,
drohte er unterzugehen.
Unsere Blickwinkel, das, worauf wir schauen, hat über unser Leben Macht.
Die Sterndeuter schauen auf das, was ihnen als hell erscheint,
und lassen sich davon bestimmen.
Sie wissen nicht, wohin dieser Lichtweg sie führen wird,
dennoch brechen sie auf.
Wollen wir es ihnen gleich tun,
dann steht für uns am Beginn die Frage, was wir, jede und jeder für sich,
als hell, als strahlend, als kräftig, als Lichtblick empfinden.
Dem über alles Bedeutung zu geben,
kommt dem Aufbruch der Sterndeuter gleich.
Wer mit den Sterndeutern ziehen will, muß auf darauf schauen.
Weihnachten zentriert unseren Blick auf das Licht, nicht auf die Finsternis.
„Das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.“
überliefert das Evangelium des Johannes.
Wer mit den Sterndeutern ziehen will,
darf sich von der Dunkelheit nicht auffressen lassen.
Denn er erlebt, dass das Licht nicht immer gleich stark leuchtet;
er erlebt, dass es Menschen wie Herodes gibt,
die dem Licht nicht trauen, die sich nur selbst be-haupten wollen
und dafür bereit sind, andere zu ent-haupten.
Wer sich von Lichtblicken leiten lässt,
muss wachsam sein und damit rechnen, dass er andere Wege geführt wird,
vorbei an den Machthabern dieser Welt.
Die Sterndeuter lassen Herodes links liegen.
Von Lichtblicken Geführte erfahren nicht unbedingt den Segen der Welt,
sie stehen sogar in Gefahr,
für die Interessen anderer missbraucht zu werden.
Das Evangelium von den Sterndeutern meint,
dass es die Träume, die Eingebungen, das Bauchgefühl gibt,
das uns schützen kann, das dem Licht selbst zum Sieg verhilft.
Was aus den Sterndeutern geworden ist, wissen wir nicht.
Innerlich werden sie diesen Weg immer wieder gegangen sein,
Lichtblicken folgend, irdische Mächte begrenzend,
um vor dem Kind niederzufallen, das ihr Leben bleibend hell macht.