B 33 2024 Mk 13,24-32
Endzeit.
Immer wieder wurde oder wird sie herauf beschworen.
Schlechte Nachrichten begleitet sie.
Schlechte Nachrichten gab es in den letzten Wochen genug.
Eigentlich schon seit Corona.
Und vorher auch.
Schlechte Nachrichten gab es immer.
Wann denn nicht?

Alles geht zu Ende, hören wir, erleben wir –
nicht einfach so, sondern mit großen Begleiterscheinungen.

Wir wissen nichts über das Ende der Zeiten.
Wir wissen nichts über das Ende der Welt.
Aber wir wissen etwas über das Ende menschlichen Lebens:
wir erfahren es im Sterben der Eltern, Großeltern,
der Partnerin, des Partners, mitunter des eigenen Kindes.
Eine Welt bricht zusammen.
Da scheinen weder Mond noch Sonne.
Da ist alles erschüttert.
Kein Stein bleibt auf dem anderen.
Endzeit ist, wenn gemeinsame Zeit zu Ende geht.

Die Stunde kennt niemand.
Auf einmal ist sie da.
Wir wissen, dass sie kommt.
Manchmal zeichnet sie sich ab, manchmal kommt sie plötzlich.
Mit jedem Menschen stirbt eine Welt, seine Welt,
eine Stimme, seine Stimme,
eine Weise zu erleben wie niemand anderes.
Wir wissen um alle Brüchigkeit, um alle Begrenzung,
wir wissen um das „Jederzeit“, das alles anders machen kann.

Wir leben damit, indem wir nicht immer daran denken,
wir leben damit, indem wir uns ablenken.
Das Buch Kohelet sagt zurecht:
Es gibt eine Zeit zum Leben und eine Zeit zum Sterben.
Alles hat seine Zeit.
Dennoch können wir Zeiten nicht einfach so voneinander trennen,
das eine ist im anderen, und in uns selbst ist es ebenso:
Leben und Sterben.

Was können die biblischen Lesungen heute,
was kann unser Glaube dazu sagen?
Den Blick weiten:
Über endzeitliche Gedanken hinaus,
über uns selbst hinaus.
Wir hören – und erfahren sogar:
Es gibt mehr als wir sehen und erleben.
Die Liebe ist größer als wir dazu in der Lage sind.
Das Leben ist weiter als wir es erleben.
Diese menschliche Erfahrung bringen Menschen mit Gott zusammen,
rufen Gott als die Liebe und das Leben schlechthin an.

Gott macht – so die mit ihm verbundene Hoffnung –
jede Endzeit zur Anfangszeit.
Die Zweige des Feigenbaums werden wieder saftig
und seine Blätter treiben wieder.
Weil wir es schnell übersehen, wird es uns gesagt.
Weil wir mehr Ende als Anfang sehen, wird es uns gesagt.
Weil wir eher schlechte Nachrichten hören, vielleicht auch verbreiten,
wird es uns gesagt.

Die 2006 verstorbene Schriftstellerin Hilde Domin
dreht es in ihrem bekannten Gedicht einfach um:

Es knospt
unter den Blättern
das nennen sie Herbst

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