B 25 2024 Mk 9, 30-37
Er hat Gutes im Sinn – und wird dafür von Menschen zerrissen.
Er hat Leben im Sinn – und wird dafür umgebracht.
Er redet von seinem NIEDERgang, seine Verbündeten von ihrem AUFgang:
Wer ist der größte von uns?
Wer ist am wichtigsten? Wer hat den meisten Erfolg?
Das meiste Ansehen, die größte Macht….
Hat Jesus sich wohl verstanden gefühlt von seinen engsten Vertrauten?
Fühlt er sich heute verstanden von denen, die ihn so oft im Mund führen?
Das Erzbistum Paderborn hat vor einiger Zeit
eine Initiative gestartet mit dem Titel: „1000 gute Gründe“
mit folgender Begründung:
In unserer Kirche ist vieles besser, als mancher glaubt.
Wir glauben, dass es gut ist, wenn viele das wissen.
Ein Grund, der numerisch 12., lautet:
DIE ERSTEN FOLLOWER? HATTE ER. DIE MEISTEN AUCH.
Gemeint ist Jesus.
Ich kann damit nichts anfangen.
Follower ist die Bezeichnung für jemanden,
der in den sozialen Medien einem anderen Menschen folgt,
sein Profil abonniert hat.
Das geht relativ leicht – und diese ganze Abonniererei
geht meistens nach Lust und Laune.
Man nimmt medial an einem anderen Leben teil und verhält sich dazu,
in dem man es kommentiert, einen Daumen rauf oder runter setzt
oder einfach weiter blättert.
Eine Mischung aus Spiel und Belanglosigkeit,
anhimmeln und nicht zu nahe kommen lassen…
Allen ernstes: Wollen wir auf dem Niveau von Jesus reden?
Und selbst wenn wir es wollten: Was sind wir denn für „Follower“,
die eher eigene Größe im Blick haben als dass wir Jesus verstehen?
Denn ich glaube nicht, dass die Jünger, die darüber rätseln,
wer von ihnen der größte sei, sich grundlegend von uns unterscheiden.
Wir versuchen, Erfolge zu messen – auch in der Kirche.
Wir zählen die Menschen…
Ist da, wo mehr sind, die Arbeit besser?
Und wollen diejenigen, die zählen, ihre eigene Bedeutung hervor heben
und damit groß raus kommen?
Natürlich werden Menschen mächtiger,
je mehr Anhängerinnen und Anhänger sie finden.
Aber von all solchen Bestrebungen lese ich in den Evangelien nichts.
Ich treffe eher auf einen ohnmächtigen Jesus und auf einen einsamen:
Er versucht zu sagen, was ihm wichtig ist, was mit ihm geschehen wird,
und er stößt bei seinen Engsten auf Unverständnis und nimmt genau wahr,
was sie eigentlich im Sinn haben: Sich selbst.
Und er versucht es noch einmal, die Einstellung, die Blickrichtung zu ändern,
die Perspektive zu lenken.
Er stellt ein Kind in die Mitte.
In der Mitte sind keine Plakatschönheiten und keine Fußballikonen.
Kinder besaßen im Altertum einen höchst niedrigen sozialen Status.
Falls Familien verarmten und Schulden anhäuften,
konnten Kinder in die Sklaverei verpfändet oder verkauft werden.
Kinder gehörten damit zu den schwächsten
und am wenigsten geschützten Mitgliedern der Gesellschaft.
Mit dem Kind stellt er alle Wehrlosen in die Mitte,
Menschen, die keine Rechte haben,
Menschen, mit denen man nicht groß raus kommt,
Menschen, die Aufmerksamkeit brauchen und nicht Aufmerksamkeit geben.
Die Seelsorge Jesu kann am Kreuz nicht mit großen Zahlen aufwarten,
ich bin mir nicht sicher, ob sie es danach konnte oder brauchte.
Vielleicht brauchen wir uns diese Frage auch gar nicht zu stellen,
denn sie hat für das Kind in der Mitte keine Bedeutung.
Vielleicht tragen viele unserer kirchlichen Fragen zur Einsamkeit Jesu bei.
Seine Perspektive bleibt: Sie gilt den Hilfsbedürftigen.