C 30 2025 Lk 18, 9-14
Wir hören davon, wie sich ein Mensch über einen anderen erhebt.
Er wägt sich auf der sicheren Seite.
Das Gleichnis erzählt: Der Pharisäer sprach bei sich dieses Gebet.
Gleichgültig, wie wir das bei sich deuten:
Als ein bei sich bleiben in dem Sinn, dass es ein Selbstgespräch ist
und seine Worte Gott nicht erreichen
oder dass er nur sich selbst ins Wort bringt:
Tatsächlich hören wir vor allem Aussagen des Pharisäers über sich selbst.
Er sagt, was er Gutes tut und grenzt sich ab.
Er nutzt das Gebet weniger zum Lobpreis Gottes
als vielmehr zum Lobpreis auf sich selbst.
Er ist froh anders zu sein – darum vergleicht er sich
und verachtet alle, die nicht so sind wie er.
Er wertet sie ab wegen ihres Lebensstils.
Glaube und Glaubenspraxis dienen dem Pharisäer hier zur Selbstdarstellung.
Der Zöllner erhebt sich nicht.
Sein hinten stehen bleiben ist Ausdruck dafür,
dass er um seine Sünden weiß.
Er bittet um Gnade, er stammelt.
Er traut sich nicht nach vorn, sieht seinen Platz – wenn überhaupt –
bei den Allerletzten.
Sein Gebet ist kurz, er braucht keine Vergleiche, um sich selbst darzustellen.
Er bringt zum Ausdruck, dass nur Gott ihm helfen kann.
Eigentlich ist es ein Hilfeschrei, er macht keine blank polierten Worte.
Er kommt ungeschminkt, er beschönigt nichts.
Gegensätzlich ist nicht nur das Gebet der beiden und der Platz,
den sie im Tempel einnehmen.
Gegensätzlich ist auch ihr Leben und das Ansehen, das sie genießen.
Der eine, der Zöllner, ist verhasst, er bereichert sich am Geld anderer,
er gilt als hemmungslos;
der andere, der Pharisäer, gilt als vorbildlich. Er will ein guter Mensch sein.
Er hält die Gebote.
Jesus wird sich mit diesem Gleichnis keine Freunde gemacht haben,
zumindest nicht auf der Seite derer,
die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren.
Und auch viele andere, die dieses Gleichnis hörten, werden gefragt haben,
ob das denn keinen Wert hat, was der Pharisäer lebt
und ob das nicht zu verachten ist, was der Zöllner tut.
Jesus macht daraus eine Haltungsfrage.
Finde ich meinen Halt darin, mich auf der richtigen Seite zu sehen,
mich gut darstellen zu können, mich besser zu wägen als andere?
Hält mich die Abgrenzung, die Einteilung, die Verachtung?
Gut, dass ich nicht so bin wie die anderen?
Dann halte ich mich selbst.
Oder anders gesagt:
Wer sich von Gott gehalten weiß oder wer um den Halt Gottes bittet,
weiß um seine Sünden.
Aber er vergleicht sich nicht.
Er teilt nicht ein in besser oder schlechter.
Er schreibt auch nicht Bestehendes fest: Hier die guten – da die schlechten;
hier die Rechtschaffenen – da die Verachtungswürdigen.
Er nutzt Religion nicht, um sich selbst gut darzustellen.
Gelingendes verbucht er nicht auf der Verdienstseite.
Er sieht nicht auf sich selbst –
und auch, wenn er noch nichtmal seine Augen zum Himmel erheben will:
sein Leben selbst ruft nach Gott.