Darstellung des Herrn 2025
Auch wenn wir nicht wissen, was sie gesagt hat:
Ausdrücklich wird Hanna erwähnt, die Prophetin,
wie sie Gott preist und über das Kind spricht.
Für den Evangelisten Lukas ist es klar,
dass Gottes Geist nicht nur Männer, sondern auch Frauen reden lässt,
dass sich der Hl. Geist nicht auf einen Teil der Menschheit beschränkt,
selbst wenn Lukas die Worte Hannas nicht in sein Evangelium aufnimmt
wie die des Simeon.
Sein Lobgesang hat Eingang gefunden ins tägliche Nachtgebet der Kirche.
In der Kirchengeschichte wurde Hanna,
von der keine wörtliche Rede überliefert ist, bis heute vernachlässigt:
In der Kurzfassung des heutigen Evangeliums kommt sie nicht vor;
vielfach fällt sie unter den Tisch – und anzunehmen ist,
dass es daran liegt, weil sie eine Frau ist.
Simeon prophezeit in seinen Worten eine dunkle Seite:
Das Zeichen des Widerspruchs und das Schwert,
das Marias Herz durchdringt.
Hanna betont die helle Seite:
die Erlösung Israels, die hoffnungsvolle Erwartung, die gläubige Zuversicht.
Wie notwendig und wie ergänzend, wenn in der Kirche,
wenn im Glauben beide Sichtweisen Ausdruck finden.
Von Simeon erfahren wir eher, was er sagt;
von Hanna wissen wir die Worte nicht, aber wir erfahren aus ihrem Leben.
Wir erfahren ihr Alter, ihre Herkunft,
wir hören, dass sie schon lang als Witwe lebt,
also schutzlos und benachteiligt, angewiesen auf Hilfe –
und dass gerade diese
in den Augen der Menschen gering erscheinende Frau,
als erste und einzige Prophetin des Neuen Testaments spricht.
Sie gibt sich nicht auf, wird nicht müde in der Hoffnung.
Sie lebt nicht rückwärtsgewandt, ihr Blick geht nach vorn.
Anders als für Simeon ist dieser Augenblick im Tempel
für Hanna kein Grund, sich nun zur Ruhe zu betten mit dem Gedanken:
Meine Hoffnung ist erfüllt, ich kann sterben.
Und während Simeon eher mit Maria und Josef spricht,
erzählt Hanna „allen, die auf die Rettung Jerusalems warten“, von dem Kind.
Maria von Magdala gibt Zeugnis von dem auferstandenen Christus
und wird zur Apostelin der Apostel;
Hanna ist die große Verkünderin des neugeborenen Kindes,
nicht weniger Apostelin.
Sie schweigt nicht im Tempel.
Die im Tempel streng herrschende männliche Hierarchie hindert sie nicht,
das Wort zu ergreifen.
Sie durchbricht Gängiges.
Immerhin hat sie einen eigenen Gedenktag bekommen kirchlicherseits.
Vermutlich den meisten unbekannt, weil wieder von Männern verdrängt:
Hannas Gedenktag ist der 3. Februar,
im Messbuch stehen für den Tag der hl. Blasius und der hl. Ansgar.
Sie haben den Vorrang.
So geht nicht nur Kirchenpolitik,
so verstummt auch eine Weise des Glaubens,
von der die Autoren der Bibel noch wussten,
wenn Frauen wie Maria, Elisabeth und eben Hanna
in den Geburtsgeschichten Jesu eine besondere Rolle einnehmen.
Wie gesagt:
Der Hl. Geist beschränkt sich nicht auf einen Teil der Menschheit.
Das ist ein beruhigendes Schlusswort: „Der heilige Geist beschränkt sich nicht auf einen Teil der Menschheit.“
Und dieser Gedanke gefällt mir besonders gut:
„Maria von Magdala gibt Zeugnis von dem auferstandenen Christus
und wird zur Apostelin der Apostel;
Hanna ist die große Verkünderin des neugeborenen Kindes,
nicht weniger Apostelin.“
Ja, das stimmt, Hanna, die Prophetin, sorgt dafür, dass alle, die es hören wollen und können von Jesu Geburt erfahren.