2. FaSo C 2025 Lk 9, 28b-36
Die Verfasser der biblischen Schriften
werden sich – so darf man wohl annehmen –
in ihrer Berichterstattung doch auf das Wesentliche konzentriert haben.
Dennoch kommt es in den Evangelientexten immer wieder vor,
dass uns Sätze begegnen,
die wir eher als Nebensätze oder als nebensächlich einstufen.
Heute finde ich davon gleich zwei.
Der erste Satz:
Petrus und seine Begleiter waren eingeschlafen.
Etwas wesentliches geschieht mit Jesus –
seine Gestalt verändert sich – und die drei – eigens ausgewählten – Jünger schlafen:
Sie bekommen es nicht mit.
Ist das so wichtig zu erwähnen?
Was wäre am Evangelium anders, stünde diese Notiz dort nicht?
Offensichtlich zeichnet das die Gefolgschaft Jesu, seine Jüngerschaft,
die Kirche von Anfang an aus, dass wir Wichtiges verschlafen.
Das Hellwache, das Jesus im Gebet erfährt,
sehen wir nicht – und unsere Müdigkeit überwiegt.
Verschlafen haben wir nicht nur,
wenn wir den Wecker überhören oder erst gar nicht gestellt haben;
Verschlafen! sagen wir auch,
wenn wir etwas nicht wahrgenommen haben.
Was der Schlaf der Jünger an dieser Stelle ausdrücken soll,
kann mindestens zweifach deutbar sein:
die Jünger verschlafen in ihrer Trägheit und Müdigkeit –
oder sie schlafen, weil es „der Herr den Seinen im Schlaf“ gibt
und sie beim Aufwachen etwas sehen,
was – unabhängig von ihrem Wachen und Schlafen – da ist und geschieht.
Für welche der zwei Deutungen wir uns auch entscheiden:
dass vieles in unserem Glauben sowie im eigenen Leben geschieht,
was wir zunächst nicht wahrnehmen, erleben wir immer wieder.
Und manchmal ist das Erwachen kein Blick in strahlendes Licht.
Wie auch, wo das selbe Evangelium im gleichen Atemzug
die Schatten werfende, Angst machende Wolke erwähnt.
Auch auf dem Berg der Verklärung gibt es kein Licht ohne Schatten,
selbst im süßesten Erwachen kann es saures Aufstoßen geben.
Der zweite – eher nebensächlich klingende – Satz berichtet von Petrus,
als er den Vorschlag des Baus der drei Hütten macht:
„er wusste aber nicht, was er sagte“.
Wissen wir es?
Wissen wir, was wir sagen, wenn wir mit Jesus, mit Gott sprechen?
Sind nicht manche unserer Gebete Verlegenheitsgeschwätz?
Gesprochen, um Schweigen nicht aushalten zu müssen,
gesprochen, um nicht hören zu müssen,
gesprochen, um sich selbst auszubreiten?
Mit Reden, mit Vorschlägen können wir eigene Unsicherheit überspielen
und Hilflosigkeit oder unwohle Gefühle zu verbergen versuchen.
Oder sagt Petrus mit dem Vorschlag des Baus der drei Hütten
etwas so Weitreichendes, das ihm gar nicht bewusst ist –
und er sagt damit über sich selbst mehr aus,
als ihm in dem Moment klar ist?
Etwa, dass er Jesus für sich und einen kleinen intimen Kreis möchte,
und ihn nicht mit anderen, mit den vielen, teilen will?
Etwa, dass er glaubt, sein privates Glück gefunden zu haben?
Wie ist das mit unseren religiösen Höhepunkten und Höhegefühlen,
die wir so gern uns und für uns bewahren wollen,
die wir – ohne zu wissen, was wir sagen – verteidigen?
(Hauptsache, ich habe meinen Jesus, meinen Glauben, meine Kirche!)
„Petrus und seine Begleiter waren eingeschlafen.“
„Petrus wusste aber nicht, was er sagte.“
Zwei Sätze, die zunächst dem Evangelium nichts Wesentliches
hinzuzufügen scheinen,
aber beim Verweilen bei ihnen doch Wesentliches sagen,
denn diese Sätze holen uns in die Geschichte hinein.