3. Advent C 2024 Zef 3, 14-17
Lass die Hände nicht sinken.
Manchmal möchte ich die Hände sinken lassen – und lasse es auch.
Ich denke: Es reicht. Die Energie ist weg, die Hoffnung aufgebraucht.
Keine Kraft mehr in den Händen, keinen Mut mehr für mühsame Wege.
Es lockt nichts zum Weitermachen oder zum neu beginnen.

Lass die Hände nicht sinken.
Ich denke an die Erzählung von Mose,
der für sein Volk betet und von seinen Freunden gestützt wird.
Solange Mose die Hände zum Gebet erhoben hat, ist Israel stark.
Aber irgendwann werden ihm die Arme müde.
Aaron und Hur stützen seine Arme, sie stützen ihn im Gebet.
„Gebetsstütze“.

Auch Beten allein hält nicht wach.
Es ist zwar nicht abhängig von erhobenen Händen,
aber von der Haltung der Hoffnung: Gott ist da.
Die Hoffnungshaltung braucht Stütze.
Da reicht nicht zu sagen: Gib die Hoffnung nicht auf,
genauso wenig, wie ich mich freuen kann, wenn mir jemand sagt:
Jetzt freu dich!

Aber tut beides nicht die heutige Lesung, wenn es heißt:
Juble! Jauchze! Freu dich! Frohlocke! – und:
Lass die Hände nicht sinken! ?
Ja.
Und ich nehme das unterschiedlich auf.
Auf der einen Seite spricht mich der Zusammenhang dieser Worte an:
Aufatmen für das Volk Israel. Etwas Neues beginnt.
Endlich Heil.
Auf der anderen Seite merke ich,
dass Aufforderungen zur Freude diese nicht hervorrufen.
Wichtiges kann man nicht verordnen oder anordnen:
Liebe nicht, Hoffnung nicht, Glaube nicht.
Freude kann ansteckend sein, ebenso die Liebe, die Hoffnung, der Glaube,
aber anstecken ist etwas anders als zu sagen: Freu dich!
Es bleibt eine Wunde, in die der Philosoph Friedrich Nietzsche
seine Finger legte, als er sagte:
„Die Christen müssten mir erlöster aussehen.
Bessere Lieder müssten sie mir singen,
wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte. “

Welch ein Lied wäre es, das Sie stärkt, anspricht, bewegt?
Und es ist ja nicht nur ein Lied, es ist ja eigentlich die Frage:
Wem kann ich abnehmen, was er sagt?
Wer steht wirklich dahinter und lebt selbst aus dem?

Die Wenigen, die Jesus bis zum Ende treu geblieben sind,
scheinen das bei ihm erlebt zu haben –
und seitdem haben es Menschen immer wieder erlebt:
Jesus steht für das ein, was er sagt, was er glaubt.
Er sagt das gleiche auch nach Feierabend,
hinter verschlossenen Türen wie auf großen Plätzen.

Lass die Hände nicht sinken. Freue dich.
Fast geht ein Satz aus der Lesung unter, der vielleicht noch wichtiger ist:
Gott freut sich und jubelt über dich.
Was für ein Wort…
Geht es Ihnen auch so, dass Ihnen eher Gründe einfallen,
die gegen eine solche Freude sprechen?
Weil da das Gefühl ist: Es reicht nicht? Es ist zu wenig? Nicht gut genug?
Diesem Wort nach hat Gott einen anderen Blick:
Nicht auf die Defizite, nicht auf das, was fehlt,
es klingt eher nach Dankbarkeit für dein Leben an sich.
Pure Freude, dass du atmest und da bist.
Ich finde, dass tut gut.

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