B 24 2024 Mk 8, 27-35
Petrus hat aus seinem Gottesbild, aus seinem Bild vom Messias
das Leiden verdrängt.
Christus und Leiden und Sterben: Das passt für ihn nicht zusammen.
Ist das eigentlich bei uns anders?
Wir reden von Jesus als den Gekreuzigten, wir haben überall Kreuze:
Halten wir sie wirklich aus?
Oder muss alles, was von Gott kommt,
mit dem milden Hauch des Frühlings verbunden sein?
Und wenn es das nicht ist – dann kann es nicht von Gott sein?
Dann möge er es sogar verhüten?
Ist der Glaube an Gott wie eine Aspirin gegen jeden Schmerz,
wirksam wie ein Öl, das unangreifbar macht für jedes Leiden?
Gott ist doch barmherzig – das kann er nicht zulassen.
Vor einigen Wochen erzählte mir
ein vom Schicksal arg geschlagener Mensch,
dass er es nicht mehr hören könne,
wenn es in den Kirchen immer hieße: Barmherziger Gott.
Gott ist nicht barmherzig:
Kann man das sagen?
Oder lieber etwas weich gespülter:
Wir nehmen Gott nicht immer als barmherzig wahr…
Reden Menschen vom guten, vom barmherzigen Gott am liebsten,
wenn es ihnen selbst einigermaßen gut geht?
Und alles andere sind ja nur Phasen, nur Übergänge,
und jede Klage ist bloß situationsgeschuldet?
Wer geht schon freiwillig ins Schwere, ins Leiden, ins Sterben?
Das Evangelium gibt eine Antwort.
Zumindest sagt es uns, dass Leiden, verworfen werden, Sterben
nicht gegen Gott spricht.
Wir glauben an keinen Hochglanzbroschüren-Gott,
an keinen, der sich tapfer schlägt –
noch nicht mal unbedingt an einen,
mit dem man sich gut sehen lassen kann.
Vielleicht ist das das Problem des Petrus und sicher nicht nur des Petrus,
in Jesus so etwas wie Erfolgsgarantie finden zu wollen, Ansehen und Macht.
Jesus nennt es menschlich: Du hast im Sinn, was die Menschen wollen.
Was ist dagegen im Sinne Gottes?
Jesus sucht nicht danach, selbst groß raus zu kommen.
Er sucht auch nicht danach, dass seine Anhängerschaft groß raus kommt.
Bei ihm kommen die groß raus, die kaum gesehen
oder die sogar verachtet werden:
Der kleinwüchsige Zöllner Matthäus,
der meint, sich selbst groß machen zu müssen,
das Kind, das er in die Mitte stellt, und mit ihm alle, die rechtlos sind,
die Ehebrecherin, die Dank seiner Intervention nicht gesteinigt wird,
der Aussätzige, den sich alle auf Distanz halten.
Für sie macht er sich angreifbar.
Ich finde, dieses Evangelium bewegt, genauer hinzuschauen.
Es stellt menschliche Bilder von Gott in Frage;
es drängt dazu, nachzudenken, ob es Überzeugungen gibt,
für die es sich lohnt, Widerstand in Kauf zu nehmen;
es räumt mit der Mär auf, dass schwer oder kaum zu ertragendes
gegen Gott spricht.
Gleichzeitig macht es nachdenklicher in vorschnellen Bekenntnissen
und Huldigungen,
vielleicht macht es generell kleinlauter im Reden von Gott.
„Großartiges Bekenntnis“ und „Jesus für sich gebrauchen wollen“
schließen sich nicht nur bei Petrus nicht aus.
Jesus lässt sich nicht blockieren –
auch nicht von denen, die meinen, ganz nah an ihm dran zu sein.
Lieber Herr Mönkebüscher! Ich ‚liebe‘ Ihre Auslegungen und freue mich jeden Sonntag, wenn sie veröffentlicht werden. Sie haben eine so wunderbare Sicht …nicht mit ‚frommer Soße‘ übergossen. Danke
Dankeschön.