C 5 2025 Lk 5,1-11
Von jetzt an wirst du Menschen fangen.
Im Kontext des sogenannten wunderbaren Fischfangs
habe ich Reportagen vor Augen, die verhedderte zappelnde Fische zeigen.
Sie werden aus dem Wasser gezogen, schnappen nach Luft – und sterben,
nachdem sie irgendeinem Köder auf den Leim gegangen sind.
Ist das gemeint?

In unserer Zeit gibt es manche Menschenfänger und Menschenfängerinnen,
Schreihälse, wir sagen: Populisten.
Mit Emotionen, Feindbildern und Halbwahrheiten
werden Gegensätze aufgebaut,
in dem andere diffamiert werden auf der Suche nach Fans, die applaudieren
und die eigene Macht stärken.
Einfache Antworten, große Versprechen.
Die Bösen sind immer die anderen.
Wäre doch einfach, wenn die, die unsere Sicherheit gefährden,
die ein Durcheinander bringen,
mit bestimmten Gruppen oder Nationalitäten
in Verbindung gebracht werden könnten.
Dann hat man das Feindbild.
Das hat doch schon öfters funktioniert – auch in der Kirchengeschichte,
wenn Mission und Kolonialismus verknüpft wurden;
wenn – scheinbar theologische – Begründungen gestrickt wurden,
um queere Menschen anders zu behandeln,
sie öffentlich als Sünderinnen und Sünder darzustellen.
Das weckt Hass, das nährt Abneigung –
das bestärkt die vermeintlich Guten, die mir so spielerisch ins Netz gehen.
Abneigungen schüren gegen andere, gegen bestimmte Gruppen,
gegen Nationalitäten, gegen Menschen bestimmter Hautfarben,
gegen Menschen anderer Religionen oder anderer Lebensweisen
grenzt ab, schafft neue Identitäten und füllt den Demagogen die Netze.

Dieses Evangelium,
an dessen Ende der Aufruf an Simon zum Menschen fangen ergeht,
begründet solche Vorgehen keineswegs.
Im Gegenteil: Es hinterfragt stattdessen die Jünger,
die sogenannten Menschenfischer.
Eine scheinbar „ewige Wahrheit“ wie „tagsüber fängt man keine Fische“
müssen sie hinter sich lassen.
Prinzipien, nach denen sie gehandelt haben,
gelten in diesem Augenblick nicht.
Würden sie sich daran gehalten haben, wären die Netze leer geblieben.
Stattdessen vertrauen sie jemandem.
Und wir wissen, es ist nicht irgendwer.
Dem die Jünger vertrauen hat es nicht nötig, Feindbilder aufzubauen.
Er denkt nicht in den engen Grenzen von Nationalitäten
oder sonstigen Einteilungen, die wir Menschen vornehmen.
Er sprengt sie, wenn er sein Handeln nicht davon abhängig macht,
woher jemand kommt, sondern davon, wie groß dessen Bedürftigkeit ist.
Man kann es in diesen Zeiten nicht oft genug sagen:
Jesus beschränkt sein Wirken nicht auf ein Volk,
das er groß machen möchte;
er hat Leidende und Schwache im Blick – unabhängig von allem anderen.
Seine Netze füllen sich durch seine anziehende Barmherzigkeit,
die Menschen neues Leben schenkt.

Zweimal verwendet dieses Evangelium das Wort fangen –
allerdings mit unterschiedlichen Bedeutungen,
die nur im griechischen Urtext sichtbar werden:
Anfangs steht das Wort „fangen“ in der Bedeutung von
fangen und für den Verzehr nehmen.
Später, wenn es heißt: Von jetzt an wirst du Menschen fangen
steht das Wort für das Weiterleben der Fische in einem anderen Gewässer.
Der Auftrag an Simon und alle anderen,
die sich angesprochen oder berufen fühlen ist klar:
Statt Fische für den Verkauf zu fangen und den eigenen Bauch zu füllen
soll Simon Menschen neues Leben eröffnen.

 

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