C 29 2025 Lk 18, 1-8
Auch dieses Gleichnis zählt zu jenen, die zunächst irritieren.
Der rücksichtslose Richter, Gott, der entsprechend bestürmt werden soll.
Worum geht es da?
Wir hören von einem Menschen,
der einer Witwe nur deshalb zu ihrem Recht verhilft,
damit er selbst keinen Schaden nimmt.
Erst die Angst davor, dass die Witwe ihn mit Schläge bedroht,
lässt ihn reagieren.
Es geht dem Richter gar nicht darum,
dass der Witwe Gerechtigkeit widerfährt – das interessiert ihn nicht;
es geht ihm darum, dass er selbst unversehrt bleibt.
Möglicherweise möchte Jesus mit dieser Geschichte sagen:
Es rächt sich, wenn anderen Menschen Unrecht widerfährt,
ohne dass unser Handeln Rücksicht darauf nimmt.
Welche Ausmaße das annehmen kann,
erleben wir derzeit in den zunehmenden Naturkatastrophen.
Umweltsünden rächen sich, weil sie weitreichende Folgen für die Natur
und die menschliche Gesellschaft haben.
Wir ahnen und erleben Auswirkungen,
die letztlich die Grundlage für menschliches Leben bedrohen.
Das ewige Verdrängen wird sich rächen und rächt sich jetzt schon:
Mehr als ein Schlag ins Gesicht.
Rächt es sich nicht immer, wenn Menschen überhört werden?
Wir erleben es politisch, welche Auswirkungen es hat,
wir erleben es auch im Alltäglichen:
Wenn Bedenken auf taube Ohren stoßen,
bleibt es auf Dauer nicht ohne negative Konsequenzen für die Überhörenden.
Wenn Unrecht keine Rolle spielt, solange es einen selbst nicht betrifft,
droht der Tag, an dem es mit Gewalt zurückschlägt.
Dann hören wir Jesus mit diesem Gleichnis sagen:
Wenn du schon einem anderen Menschen
nicht um seinetwillen zum Recht verhilfst,
dann tu es wenigstens mit Blick auf dein eigenes Leben,
denn irgendwann fällt es auf dich zurück.
Nicht nur das, was du sagst und tust hat Konsequenzen für dich,
auch das, was du nicht sagst und nicht tust.
Du kannst dich nicht heraushalten, wenn Menschen Unrecht widerfährt.
Oft sind es die Armen, die Benachteiligten:
Die Witwe in der Bibel ist der Inbegriff der Ohnmächtigen und Gefährdeten: ein Niemand, ein No-Body.
Frauen gerieten in der Bevölkerung ohne den verstorbenen Mann
schnell unter das Existenzminimum.
Das ist die weitere Botschaft, die sich an Menschen in Not richtet:
Hör nicht auf, an Gerechtigkeit zu glauben.
Hör nicht auf zu rufen.
Lass dir den Mund nicht verbieten oder dir gar einreden,
dass du dich abzufinden hast mit dem, was ist.
Nicht nur Witwen, Frauen generell
mussten und müssen sich Gehör verschaffen in Gesellschaft und Kirche
solange sie keine Gleichbehandlung erfahren,
solange ihnen Rechte abgesprochen werden.
Ist nicht genau das „Gebet“, ist nicht genau das „Glaube“?
Unrecht beim Namen nennen, an Recht und Gerechtigkeit zu glauben,
auch sich selbst im Blick zu haben, wenn uns Dinge widerfahren,
die uns Unrecht tun?
Also nicht klein beigeben? Nicht aufgeben? Sich nicht beugen?
Diese Haltung fordert uns ganz – mitunter möchten wir aufgeben.
„Wird der Menschensohn, wenn er kommt,
den Glauben auf der Erde finden?“