4. FaSo C 2025
„Evangelium im Evangelium“:
Dieses Gleichnis gibt wieder, was tiefste Überzeugung Jesu ist:
Gott ist Güte und Vergebung.
Für die einen Rettung und Hoffnung, für die anderen Provokation.

Den Schriftgelehrten war auf Anhieb klar, wen Jesus mit dem älteren Sohn, mit dem, der die Güte des Vaters seinem Bruder gegenüber nicht erträgt,
im Blick hat, nämlich sie.
Sie sind die,
die sich treu beim Vater geblieben wägen;
sie sind die, die sich besser glauben als der,
der sein Vermögen, das ihm Anvertraute verschleudert hat.

Wo sind wir in dieser Geschichte?
Auffallend, dass das Gleichnis die Schriftgelehrten
offenbar schon in der Nähe des Vaters, in der Nähe Gottes sieht,
aber sie haben deshalb nicht unbedingt Gott im Blick.
Eher haben sie sich selbst im Blick in der Angst, zu kurz zu kommen
oder benachteiligt zu sein.
Der ältere Sohn wohnt beim Vater
und hat doch ein völlig anderes Bild von ihm.

Irgendwie dreht sich alles, so dass man am Ende fragen kann,
wie das mit der Barmherzigkeit weiter geht:
Ob der ältere Sohn sich davon mitreißen lässt oder nicht.
Der Vater hört nicht auf, beide Söhne als seine Kinder zu bezeichnen.
Er lässt sich weder vom Verhalten des jüngeren Sohnes, der abhaut,
beeinflussen, noch vom Verhalten des älteren Sohnes,
der den Vater seiner Güte wegen massiv angeht.
Allein seine Liebe zählt.

Die unzählig vielen Kinder Gottes, die verschiedene Wege gehen,
sollen an einem Tisch Platz haben.
Gott lässt kein besser oder schlechter, verdienter oder unverdienter zu.
Die Gemeinschaft mit ihm, die Gotteskindschaft ist niemandes Verdienst.
Er entzieht sie niemandem, weder dem, der sich lossagt,
noch dem, der glaubt, seine Treue und seine Arbeit
hätten ihm Besonderes eingebracht.

Vielleicht ist es vor allem ein Konflikt der beiden Kinder untereinander,
ihre totale Gegensätzlichkeit, die soweit führt,
dass der ältere Sohn nicht mehr von seinem Bruder spricht,
sondern „der hier“ sagt.
Der uralte Konflikt von Kain und Abel
zieht sich durch die Menschheitsgeschichte,
solange Menschen sich vergleichen oder sich näher bei Gott,
näher beim Richtigen, näher beim Guten wägen.

Der Vater im Gleichnis bleibt ruhig.
Nichts ist entschieden.
Erzählt wird nicht, wie der ältere Sohn sich weiterhin verhält.
Klar erscheint nur die Barmherzigkeit.
Sie genügt.
Sie genügt nicht nur – sie ist alles.

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