Petrus und Paulus 2025
Auf verschiedene Weise dienten beide Apostel der einen Kirche –
beten wir am Festtag von Petrus und Paulus.
Verschiedener konnten beide nicht agieren,
so dass es eine starke Aussage ist, sie an einem Tag zu feiern.
Ihre Herkunft ist verschieden: Der eine aus Galiläa, der andere aus Tarsus,
vom Land der eine, aus einer Stadt in der Diaspora der andere.
Verschieden ihre Bildung, ihr Lebensweg, ihr Beruf:
Petrus Fischer, Paulus Gelehrter.
Sie sind weit voneinander entfernt, man kann wohl sagen:
Gegensätzlich in ihrem Charakter.
Ob sie sich mochten, ist müßig zu erörtern.

Beim Apostelkonzil in Jerusalem hätte es immerhin fast geknallt:
Paulus war der Ansicht, dass die Vorschriften aus dem Judentum
von der Beschneidung bis zu allen Speisegeboten
von den neuen Christen nicht gefordert werden dürfen;
Petrus hingegen wollte den Satzungen des ihm vertrauten Judentums
treu bleiben, weil er dachte:
Ein guter Christ kann nur werden, wer zuvor ein guter Jude geworden ist.
Sie einigten sich, indem der eine sich den Heiden zuwandte,
der andere den Juden.
Unterschiedliche Typen, unterschiedliche Ansichten,
unterschiedliche Adressaten.
Das kann gehen.
Kirche war von Anfang an bunt, verschieden in den Sichtweisen,
fast widersprüchlich in den Typen.
Der eine ist zu diesen gesandt, die andere zu anderen.
Und jede und jeder lebt aus einer eigenen Glaubenserfahrung,
Christuserfahrung, die so verschieden gelebt werden kann,
wie es Menschen gibt.
Manchmal scheint es so, dass diese Vielfarbigkeit verloren gegangen ist
und sich von den beiden Apostelfürsten Petrus durchgesetzt hat.

Paulus wusste: Will ich neue Menschen gewinnen,
will ich Christentum wecken, wo es bislang nicht war,
kann ich nicht mit dem Ballast der Vergangenheit kommen.
Ich muss neue Wege eröffnen und ermöglichen
und kann nicht fordern,
dass sich Menschen mit all dem umgeben und es annehmen
was mir schon lange vertraut und in Fleisch und Blut übergegangen ist.

Wie geht es uns mit vielen Traditionen und mit unserer Sprache,
die im Grunde nur noch Insider verstehen?
Wie geht es uns mit unserer Art und Weise, Glauben zu leben und zu feiern?
Kann es sein, dass sie von Menschen unserer Zeit,
denen sie nicht vertraut ist, ebenso als Ballast empfunden wird?

Kirche braucht nach wie vor Paulus-Menschen:
solche, die Hürden abbauen, die leichte Eintritte,
barrierefreie Glaubenszugänge ermöglichen,
die Gewordenes und Gewachsenes einordnen
und nicht wie einen in Kauf zu nehmenden Eintrittspreis hinstellen.
Wir sind nicht für uns selbst Christinnen und Christen.
Um die eigene Gemütlichkeit zu feiern, brauchen wir keine Kirche,
und Traditionspflege ist etwas für Museumswächter.
Wir sind Christinnen und Christen,
um Menschen zu sagen, dass der Himmel offen ist,
um mit ihnen zusammen nach Lichtblicken zu schauen –
mit denen, die sich verloren vorkommen,
mit denen, die auf Grund von Beeinträchtigungen,
Gebrechlichkeiten oder Veranlagungen ausgegrenzt werden und leiden.
Wir sind Christinnen und Christen, um an der Seite jener zu stehen,
die gescheitert sind, die unterdrückt oder ungerecht behandelt werden.
Wir sind Christinnen und Christen, um aus den Quellen zu leben,
die uns immer mehr zu Menschen werden lassen.

Vielleicht haben wir nicht zu viel Petrus in Rom –
Vielleicht haben wir zu wenig Paulus in den eigenen Reihen,
zumindest den Paulus, der leichte Zugänge zum Glauben ermöglichen will.

 

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