Ostern 2019. Lk 24, 1-12
Die Frauen haben das rechte Gespür für den rechten Ort
und für den rechten Augenblick.
Ostern weiß davon ein Lied zu singen:
„Die Frauen kamen zu dem Ort, erstaunt sahn sie: der Stein ist fort.
Ein Engel saß statt seiner dort.“
Die Frauen wissen, was zu tun ist.
Auch vorher schon: die Sünderin, die Jesus die Füße salbt,
die Frauen, die Ihn am Kreuzweg begleiten: Veronika und all die anderen.
Sie reden nicht – sie tun.
Anders die Männer:
sie ziehen sich zurück, sie scheinen unbeweglich, sie haben Angst –
und halten das Reden der Frauen vom Engel am Grab für Geschwätz.
Sie halten sich für tonangebend, für die nächsten Vertrauten Jesu.

Fast kann man sagen, das ist in unserer Kirche bis heute so geblieben.
Die Bischöfe als die Nachfolger der Apostel sehen sich tonangebend –
und manches, was Frauen sagen, wenn sie denn gehört werden,
wandert in die Schublade mit dem Etikett: Geschwätz.
Die Bischöfe reden lieber selbst und begründen sich selbst –
und bei all dem kommt Ostern bei vielen Menschen gar nicht mehr an.
Sie glauben nicht mehr daran.
Ob da ein innerer Zusammenhang besteht:
bei den nicht gehörten, nicht wahrgenommenen Frauen
und dem schwindenden Osterglauben?

Auch wenn Papst Johannes Paul II.
die Frage nach der Priesterweihe von Frauen beendet erklärt hat,
ähnlich wie die Apostel das Leben Jesu
seit Karfreitag für beendet erklärt haben,
die Frage danach ist nicht verstummt –
und ebenso ist Jesus nicht verstummt.
Ostern eben!

Für die modernen Kulturen
ist die Frauenfrage der Schlüssel für die Glaubwürdigkeit der Kirche
und wird mehr und mehr zur österlichen Herausforderung
auf Leben und Tod.
Im Kontext und im Horizont der Zeit des Lebens Jesu
entstand gar nicht die Idee, eine Frau in den Kreis der Apostel aufzunehmen,
denn das Zeugnis einer Frau hatte damals keinen Wert,
es klang ja an im Evangelium: Weibergeschwätz.
Doch seit der Zeit Jesu hat sich die Stellung der Frau gewaltig verändert.
Heute müssen wir sagen:
Nicht der Zugang von Frauen zu den kirchlichen Diensten und Ämtern
ist begründungspflichtig, sondern deren Ausschluss.
Biblisch vorher gesagt ist, dass die Geschichte Jesu weiter geht,
sich weiter entwickelt, wenn es im Evangelium nach Johannes heißt:
„Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit,
wird er euch in die ganze Wahrheit einführen.“
Gehört das nicht zur ganzen Wahrheit,
dass auch in der Kirche die Frauen den Männern in allem gleichgestellt sind?

Ostern beginnt,
wenn die Frauen tatsächlich zu „Apostellinnen der Apostel“ werden,
wenn das, was sie denken, reden und fühlen, wenn das, was sie erleben,
nicht mehr für Geschwätz gehalten wird,
wenn die Männer ihnen Glauben schenken.
Petrus, der spätere erste Papst, tut es.
Er lässt sich zumindest bewegen und geht zum Grab.
Richtig einordnen kann er es aber nicht, was er sieht.
Ob wir uns in unserer Kirchenzeit
vielleicht genau in dieser Situation befinden?
In einem Prozess des Bewegens?
Manches deutet darauf hin.
Doch genau dazu braucht es die Frauen,
die den Aposteln auf die Füße treten,
die aufmerksam machen und so zu Verkündigenden von Ostern werden.

Theologinnen, Ordensoberinnen, Menschen in den Gemeinden stehen auf.
Sie stehen am Grab der Kirche, am Grab Jesu –
und heute hören wir, dass sie Gesandte sind,
dass sie etwas zu sagen haben,
was bei den Männern, bei den Aposteln tatsächlich noch ankommen muss:
Er, Jesus, ist nicht hier.
Aber Er ist da, wo alles begann –
und jetzt auf neue Weise beginnt, nicht mehr gebunden an Raum und Zeit,
Frau und Mann, Juden und Griechen, denn in Ihm sind alle eins.

frauenfragen nennt der 1958 geborene Priester Andreas Knapp
eines seiner Gedichte, in diesem Jahr auf unserer Osterkerze zu lesen.
Darin fragt er unter anderem:
wenn eine frau
das WORT geboren hat
warum sollten frauen dann das wort nicht von der kanzel künden
wenn eine frau
für ihr zuhören gelobt wird
warum sollten frauen dann das gelernte nicht auch lehren
wenn eine frau
den leib christi salben konnte
warum sollten frauen dann
nicht zum salbungsdienst befähigt sein
wenn eine frau
von jesus krüge voller wein erbitten konnte
warum sollten frauen dann
über einen kelch mit wein nicht auch den segen sprechen
wenn eine frau
den jüngern als apostelin vorausging
warum sollten frauen dann
zur apostelnachfolge nicht auch gerufen sein

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