Pfingsten 2019
Nichts zu sehen, nichts zu berühren.
Keine Krippe, kein Kreuz, kein Grab.
Anders als Weihnachten und Ostern. Ganz anders!
Stattdessen „vergeistigt“.
Pfingsten erzählt von begeisterten Menschen.
Zumindest am Anfang. Voll des Geistes.
Alle anderen kirchlichen Feste bleiben äußerlich,
wir schauen, hören, fühlen,
aber Pfingsten ist innerlich.
Wir feiern, dass der Hl. Geist im Menschen lebt und wirkt.
Wir können uns nicht heraushalten.

Pfingsten ist ein weibliches Fest.
Es ereignet sich, wo Menschen Empfangende sind,
wo sie die Geisteskraft in sich hineinlassen.
Genau der hl. Geist, der Maria überschattet hat,
weht und wirkt.
Kraft aus der Höhe.
Nicht wir müssen hinauf, Gott kommt herunter.
Immer wieder.
So sehr uns die Erfolgsleitern und die Siegertreppchen reizen,
so gut es tun kann, über sich selbst hinaus zu wachsen,
so sehr die Geschichte vom Turmbau zu Babel,
vom Drang, sich selbst in den Himmel hinauf zu hieven, Menschengeschichte bleibt:
was wirklich wichtig und entscheidend ist, empfangen wir:
das Leben, die Liebe und die Kraft aus der Höhe.
„Veni sancte spiritus“ singen und beten wir darum:
komm, hl. Geist,
mit dem gleichen Wort, wie wir im Advent flehen:
Veni Emmanuel, komm, Heiland aller Welt.

Nicht wir kommen zu Gott; Gott kommt zu uns.
Nicht wir machen uns auf, Gott macht sich auf.
Das ist die Botschaft des Christentums,
die Botschaft vom kommenden Gott,
die Einsicht, dass wir von Ihm aufgefunden und für gut befunden werden,
nicht aufgrund von Verdiensten, sondern aufgrund Seiner Liebe.
Das ängstliche Grüppchen der Jüngerinnen und Jünger Jesu
wird nicht lebhaft, weil sie es sich vornehmen –
sie gehen aus sich heraus, weil es sie drängt,
weil sie sie drängt, die Geisteskraft.

Pfingsten ist nicht nur ein weibliches Fest,
weil die Menschen Empfangende sind.
Pfingsten ist auch ein weibliches Fest,
weil im Hebräischen, der Sprache Jesu und der Bibel,
unser Wort Geist, Gottes Geist, Hl. Geist (hebräisch: „Ruach“) weiblich ist.
Der hl. Geist ist kein in uns fallender Same,
er ist Kraft und Drang, Energie und Kreativität.

Der von Jesus als guter Vater nahegebrachte Gott,
der hl. Geist, die weibliche dritte göttliche Person:
in Gott sind alle Gegensätze aufgehoben:
groß und klein, allmächtig und ohnmächtig, Frau und Mann.
Oder anders gesagt: Gott ist weder Frau noch Mann,
alle, wirklich alle unsere Vorstellungen werden gesprengt.
Wir feiern nicht so sehr, wie Gott ist,
wir feiern vor allem Seine Wirksamkeit.
Auf die kommt es an, viel mehr als auf unsere Rufe und Anrufe.

Wenn wir rufen, wenn wir flehen: Veni, Komm,
dann ist unser Rufen vor allem ein Ausrichten,
Ausdruck unseres Wartens, Zeichen unserer Verwiesenheit.
Wir müssen, wir können Gott nicht herbei rufen,
Er kommt, weil Er kommen will, weil Er der Kommende ist.

Veni – Komm – der ureigene und wesentliche Ruf des Glaubenden.

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