Pfingsten 2025
„Als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten…“
Furcht, es werde ihnen Ähnliches widerfahren wie Jesus;
Furcht vor dem Verlust des eigenen Lebens…
Furcht, dass es nicht genügt,
was sie von Jesus gehört und mit ihm erlebt haben;
Furcht vor der Zukunft;
Furcht vor dem, was kommt;
Furcht vor der eigenen Schwäche…
Aus Furcht die Türen verschlossen…
Dieser kleine Kreis um Jesus ist eine Minderheit, sie stehen allein da.
Ihnen gegenüber eine im Alten verharrende Masse als Mehrheit
mit dem Wunsch, alles beim alten zu lassen,
nicht gestört werden zu wollen,
mit ihrem Argwohn gegenüber einer Botschaft und einem Leben,
das nichts anderes atmet als Liebe, die frei macht.
Die Angst der Masse vor einer Botschaft,
die Mächtige vom Thron stürzt und Niedrige erhöht,
macht den Menschen um Jesus herum Angst:
Ja nicht die Großen reizen,
sich verneigen vor den Trumps dieser Welt,
sich verneigen auch vor so manchen Kirchenfürsten…
Die Jüngerinnen und Jünger möchten am liebsten den Mund halten,
nichts mehr sagen,
sich zurückziehen, einigeln, vergraben, abtauchen, fliehen…
Türen zu. Die Schotten dicht. Verschlossen.
Nichts soll eindringen.
Machen sie damit nicht das gleiche wie die Masse, die sich verschließt?
Nur dass die Masse sich nicht verstecken muss,
weil sie eben Mehrheit sind?
Mehrheiten geben ungeniert den Ton an;
Minderheiten, wenn sie sich aus sich heraus trauen,
kostet es unendliche Überwindung, das Wort zu ergreifen,
geschweige denn für einen Gegenentwurf einzutreten,
der so anders ist als der Entwurf der Vielen…
Was auch immer es ist, was die Menschen um Jesus herum,
was Menschen generell. verschließt, zu macht, geduckt hält:
Wer holt sie heraus? Wer öffnet sie? Wer führt sie hinaus in die Weite?
Der Pfingstgeschichte erzählt von gewaltigen Stürmen, vom Brausen,
von Zungen wie aus Feuer.
Niemand wusste es vorher – auf einmal geschah es!
Niemand wusste, wie die Kraft des Hl. Geistes sich zeigen,
wann sie kommen würde!
Auf einmal war es!
Plötzlich schwand die Furcht –
plötzlich öffneten sich mit den Türen auch die Menschen
und wagten sich heraus…
Das Evangelium des Tages weiß keine andere Antwort darauf,
als dass Jesus selbst es war, der die Verschlossenheit löste,
die Türen öffnete!
Waren es nicht immer kleine Gruppen, einzelne Menschen,
die es vermochten, etwas in Bewegung zu bringen, wie Sauerteig zu wirken?
Waren es nicht immer zunächst Minderheiten,
die große Veränderungen herbei führten?
Pfingsten ist das Fest der kleinen Leute, der einzelnen,
der Kleinlauten, der Verschlossenen, der Enttäuschten, der Resignierten…
Und Pfingsten ist das Fest der plötzlichen Kraft,
der plötzlichen Ermutigung, Dinge beim Namen zu nennen,
zu sagen, was bewegt.
Und Pfingsten ist das Fest der Risikobereitschaft –
denn niemand kann sich sicher sein, dass es gut gehen würde,
dass sich – wie die Apostelgeschichte weiter erzählt –
am selben Tag 3000 Leute taufen lassen würden…
Niemand kann sich sicher sein,
dass nur Erfolgsgeschichten geschrieben werden.
Das Christentum hat nicht nur Erfolgsgeschichten geschrieben…
Das Wunder an Pfingsten, am Hl. Geist ist der Anstoß,
der Menschen ermutigt zu sagen und zu leben,
was über Jahre hinweg an ihnen,
in ihnen schon geschehen und gereift ist.
Es dringt mit den wenigen, die von den Anhängerinnen und Anhängern Jesu übrig geblieben sind, nach außen!
Und Wachstum beginnt.