B 11 2024 Mk 4,26-34
Hitze, Trockenheit und damit verbunden der Borkenkäfer
haben die Bestände der Fichte in den vergangenen Jahren
geringer werden lassen.
Großflächig sterben sie ab –
und die klimatischen Veränderungen lassen manches mehr befürchten.
Weil die Fichten durch ihr schnelles Wachstum
wirtschaftlich so interessant sind und ein vielseitig einsetzbares Holz liefern, haben Forstwirte noch in den 1960er und 1970er Jahren
viele Landschaften großflächig mit Fichtenmonokulturen bepflanzt,
wohl wissend, dass sie es gern kühler und nass haben.
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass diese Rechnung nicht mehr aufgeht.
Arbeitende in der Land- und Forstwirtschaft
müssen sich anpassen und Sorten finden,
die den sich verändernden Klimabedingungen standhalten
und weg von Monokulturen.
Niemand forstet jetzt wieder erneut mit Fichten auf
bei den gewonnenen Erkenntnissen.
Pflanzen und Säen allein reichen nicht.
Das Beachten von sich verändernden Bedingungen ist notwendig,
wenn das Gedeihen Aussicht auf Wachstum haben
und dem Leben insgesamt dienen und gut tun soll.
Ich glaube, das gilt auch für unser religiöses Leben.
Es geht nicht ohne Säen und Pflanzen –
aber was wir säen und pflanzen, ist ebenso abhängig von der Umgebung,
von der Aussicht auf Wachstumschancen.
Das Saatgut muss geändert werden – spätestens wenn erkennbar wird,
dass es nichts mehr bringt oder sich nicht mehr entfalten kann
und wenn das wenige, das heranwächst, vom Aussterben bedroht ist.
Dazu zählt in unserer Zeit eine wichtige Erkenntnis,
nämlich die Anerkennung, dass es sich auch ohne Gott gut leben lässt.
Das beinhaltet zum einen die Frage, wo wir Menschen wirklich mit Gott leben
oder mit dem, den wir für Gott halten.
Das werden wir gar nicht sauber beantworten können,
denn stets verschleiern unsere Vorstellungen und Bilder
und die anderer Menschen – auch in der Verkündigung – Gott selbst,
den Unbegreiflichen.
Immer ist sein Bild verschmutzt und verzerrt von menschlichen Projektionen.
Vor gut achthundert Jahren formulierte ein Konzil im Lateran darum:
Wann immer etwas über Gott ausgesagt wird,
ist die Unähnlichkeit bleibend größer als die Ähnlichkeit.
Und zum anderen beinhaltet es die Frage,
ob wir „Gott bringen“ oder vermitteln können,
ob das Zeugnis unseres Lebens nicht allein entscheidend ist,
nicht das der Worte.
Das Saatgut muss geändert werden – darum ringen wir in unserem Leben,
suchen die richtigen Kniffe und Methoden –
aber vielleicht ist die Frage im Raum des Glaubens falsch,
was denn jetzt das Richtige sei und Wachstum verspricht
und in unserer Zeit nicht mehr angreifbar ist und darum standhält.
Jesus hat – wenn ich das richtig sehe – weniger eine Lehre verkündet
als eine Praxis gelebt.
An seinen Worten rätseln Menschen herum, wie was zu verstehen sei,
und es bleibt vielfach bei Deutungen und Ungewissheiten.
Eindeutig ist sein Leben, sein Leben hielt und hält stand.
Auferstehung nennen wir das bis heute.
Eine vielversprechendere Saat als das eigene Leben gibt es nicht.