2. Os-So. 2025
So vieles erst angestoßen, so vieles unvollendet –
ging mir durch den Kopf,
als die Nachricht vom Tod von Papst Franziskus kam.
Wer nimmt auf? Wer führt weiter?
Eine seit 12 Jahren vertraute Stimme, seit 12 Jahren vertraute Bilder: Vorbei.
Jemand, der viele Zeichen gesetzt,
jemand, der manche – so schnell – nicht vergessliche Worte gesagt hat,
jemand, der auch die Größe hatte, Dinge zu benennen,
wenn er sich zuvor unglücklich oder verletzend ausgedrückt hatte.
Wie geht es weiter?
Ob den Frauen und den Jüngern nach dem Karfreitag
ähnliche Gedanken und Fragen kamen?
Wird das Angestoßene reichen?
Wie damit leben, wenn eine vertraute Stimme nicht mehr erklingt?
Ist genügend Saat gesät, die Früchte bringt?
Wie geht es weiter?
Wenn wir trauern, brauchen wir Schutzräume.
Wir sind nah am Wasser gebaut.
Plötzlich kann es uns überkommen, die Tränen sind nicht zu halten.
Trauer ist immer auch etwas Intimes:
sie weist auf eine starke Verbindung, auf Bedeutungsfülle hin.
Aus Furcht sitzen die Jünger und sicher auch die Frauen, die Jesus folgten,
hinter verschlossenen Türen.
Sie schützen sich.
Sie sind nicht bereit, jeder und jedem Rede und Antwort zu stehen.
Sie müssen sich sortieren, müssen erzählen, reden,
Erinnerungen austauschen, Unverständnis äußern.
Was wäre gewesen, wenn diese Äußerung oder jene nicht gefallen wäre?
Was wäre gewesen, Jesus hätte sich mehr zurückgezogen?
Als Zurückgelassene müssen sie sich neu finden.
Sie können nicht ändern, was geschehen ist.
Was bleibt?
Den sie als Jesus wahrnehmen, der durch verschlossene Türen geht,
sendet sie.
Ihnen wird klar, dass das, was bleibt, an ihnen liegt;
dass die Antwort auf die Frage: Wie geht es weiter? nur sie geben können.
Weitergehen bedeutet nicht,
einfach alles nur zu wiederholen und dabei stehen zu bleiben.
Nicht umsonst haucht Jesus sie an: Empfangt den Heiligen Geist.
„Der Hl. Geist wird euch die rechten Worte geben.“ (Lk 12)
Jesus drückt kein Buch in die Hand, keine Steintafel, keine Ordnung,
keine besonderen Merksätze,
er gibt seinen Geist –
nicht nur an die jetzt hinter verschlossenen Türen Versammelten –
Jesu Geist ist in der Welt,
spätestens seit Karfreitag, als er seinen Geist aushauchte:
In der Welt, auf dass Menschen diesen Geist ein- und ausatmen,
sich von ihm prägen lassen und ihn weiter geben,
nicht für sich behalten oder für sich in besonderer Weise reservieren.
Und dieser Geist – auch wenn es unsere deutsche Sprache so vermittelt –
ist nicht männlich, er ist in der hebräischen Sprache weiblich –
will heißen: Gott bleibt jenseits unserer Vorstellungen,
nicht Mann – nicht Frau, unfassbar, so wie Geist in der Welt unfassbar ist.
Jesus ist da in der Mitte, wo sein Geist ist;
Jesus ist da in der Mitte, wo Menschen fragen: Wie geht es weiter?
Jesus ist da in der Mitte, wo Menschen seine Gegenwart fehlt und sie sagen:
Wäre er doch da, könnte er das Begonnene weiter führen und vollenden.
Jesus ist da in der Mitte, wo Verletzungen sichtbar werden dürfen,
wo Wunden erkennen lassen, dass Leben und Liebe stärker sind als der Tod.
Jesus ist da in der Mitte, wo Menschen nicht einfach nur nachbeten,
sondern sich vom zugedachten Geist leiten lassen.
Ja