B 28 2024 Mk 10, 17-27
Was muss ich tun fürs ewige Leben?
Will ich das überhaupt: ewig leben? Reicht es nicht irgendwann?
Was könnte mich locken, ewig leben zu wollen?
Vielleicht fragen wir heute anders.
Eher: Was macht mein Leben glücklich? Was soll nie enden?
Wann würde ich sagen: Mein Leben ist gelungen?
Was ist mir roter Faden im Leben, der nicht reißen soll?
Was trägt mich dauerhaft, was gibt mir bleibend Sinn?
Gibt es überhaupt ein zweites Leben nach dem ersten
oder ist es nicht ein Übergang?
So richtig wissen wir das alles nicht – aber wir ahnen,
dass es einen Zusammenhang geben muss
zwischen dem zeitlichen und dem ewigen Leben.
Derjenige, der Jesus fragt, geht zumindest davon aus.
dass wir uns ewiges Leben nicht verschaffen oder verdienen können.
Es ist ein Erbe:
„Was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?“
Wer vererbt, möchte, dass sein Erbe in guten Händen ist.
Ist das Erbe des ewigen Lebens bei uns in guten Händen
oder kann ich mich interessant machen oder ins Spiel bringen
als mögliche Empfängerin, als möglicher Empfänger des Erbes?
Dem Fragestellendem im Evangelium gelingt es nicht.
Und wenn wir ehrlich sind: Uns gelingt es doch auch nicht.
Das ewige Leben ist kein Verdienst.
Es gibt nichts, was unsere Chancen als potentielle Erben steigern kann.
Vielleicht beginnt in dieser Einsicht ein Klärungsprozess,
in dem eine Welt zusammenbricht, auf die wir sonst bauen.
Ein Kamel passt nie durch ein Nadelöhr.
Wir arbeiten uns nicht nach oben bis in den Himmel hinein.
Das gelang schon nicht beim Turmbau zu Babel.
Ewiges Leben ist nicht unsere Leistung.
„Was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?“
Jesus signalisiert dem Mann mit seiner Antwort,
dass es nicht ums Tun geht, sondern ums Lassen.
Lass los, was dich reich macht.
Definiere dich nicht über deinen Reichtum, nicht über dein Haus,
nicht über dein Geld, nicht über das, was dir gelungen ist,
auch nicht über gute Werke.
Lass los.
Was bleibt, wenn du los lässt?
Du selbst bleibst.
Sein ist wichtiger als haben.
Diese Erkenntnis fällt nicht vom Himmel,
sie ist nicht auf einmal irgendwie da.
Ewiges Leben ist einfaches Sein.
Wir haben nichts, aber wir sind.
Wir nehmen nichts mit, wir bringen nichts mit, nur uns selbst.
Selbst was du den Armen gibst ist, nicht dazu da,
dass du dir etwas auf deine Gutherzigkeit einbilden kannst.
Nicht das ständige Hinzufügen erfüllt, eher das Lassen und Lösen.
Diese Weisheit wohnt dem Leben selbst inne:
Denn Leben ist, wenn und weil eine Form die andere loslässt.
Leben beginnt mit dem Lösen und Loslassen:
Die Mutter lässt das Kind los,
der Schöpfer lässt seine Schöpfung los.
Die Schöpfung, das All ist nur,
weil Gott nicht für sich behält, sondern loslässt.
Lassen ist der Beginn von Schöpfung und Leben,
Lassen ist der Beginn ewigen Lebens.