Ostern 2025
Es beginnt mit einer Leere,
wie sie einsetzt, wenn jemand stirbt und nicht mehr da ist,
wie sie einsetzt, wenn Hoffnungen zunichte gemacht werden,
wie sie einsetzt, wenn ich enttäuscht worden bin.
Die Frauen gehen in diese Leere hinein, sie laufen davor nicht weg.

Leere aushalten ist nicht einfach.
Sie kann Angst machen, sie höhlt uns selbst aus,
sie kann versteinern.
Die Frauen lassen die Leere zu, sie lassen sie an sich heran.
Sie überspielen sie nicht mit Aktivitäten, sie stellen sich ihr,
sie nehmen sie zuallererst wahr, sie reden sie nicht weg.
Nichts wird beschönigt, nichts wird schön geredet.
Niemand sagt: Kopf hoch.

Stattdessen bestätigt jemand die Leere und sagt: Hier ist er nicht.
Dennoch war es richtig, hierher zu kommen, um zu fühlen und zu begreifen,
diese neue Realität wahrzunehmen.
Das leere Grab bestätigt das Empfinden der Frauen,
vielleicht auch unser eigenes, wenn wir fragen: Gott, wo bist du?

Neue Wege erschließen sich erst, wenn man merkt,
dass die alten zu Ende gegangen sind.
Wir brauchen diese Menschen, die die Bibel Engel gleich beschreibt,
die sagen: Leben ist nicht im Grab!
Leben ist nicht einschließbar, nicht verriegelbar.
Wir brauchen die Engel gleichen Wesen, die uns behutsam fragen,
wo wir was oder wen suchen.

Solche Fragen können uns bewegen.
Jedes Grab stellt mir die Frage: Wen suchst du?
Jede Erfahrung von Leere stellt mir die Frage: Was möchtest du?

Die Frauen erfahren: Jesus kommt nicht zurück.
Er lässt sich nicht herbei oder zurück träumen.
Was einmal war, ist vorbei.
Wir würden ja selbst erstarren, hielten wir daran fest.
Wir würden ja selbst erstarren,
holten wir wieder und wieder die alten Geschichten heraus.
Wir würden ja selbst zu Grabhöhlen, blieben wir hier stehen.
Glauben ist nicht – und war nie – im Status quo zu verharren.
Manchmal erlebe ich mich, erlebe ich uns so,
dass wir verbleiben bei so vielem, was nicht mehr geht,
was nicht mehr lebendig ist,
was kaum noch Kraft oder Überzeugungskraft besitzt.

Wieviele Geschichten sind zu Ende erzählt,
wieviele Etappen sind abgeschlossen…
wieviele Lieder zu Ende gesungen…
Den Frauen scheint das einzuleuchten.
Zumindest ahnen sie, dass hier am Grab nichts mehr zu holen ist,
weder tot noch lebendig.
Und so wenden sie sich, drehen dem Grab den Rücken zu.
Sie gehen.
Sie gehen nicht nur zurück,
sie gehen neuen Erfahrungen und neuen Geschichten entgegen.
Sie merken, dass sie sich von dem Jesus, wie sie ihn kannten,
verabschieden müssen.

Unser Leben besteht aus lauter Abschieden:
Abschieden von Menschen, von Ideen, die wir gut fanden,
von – vielleicht vermeintlich – guten Zeiten, von Kirchengebäuden,
von Plänen, die wir gemacht haben,
von Gottesbildern, die eine Zeitlang getragen haben.
Im Glauben gilt es nie bloß weiterzumachen, sondern neu anzufangen.

Empfundene Leere im Grab, empfundene Leere im Leben
wird nicht zum Endpunkt sondern zum Ausgangspunkt, zum Tor ins Leben.
Damals in jedem Fall – und seitdem immer wieder.

Niemand tanzt deshalb vom Grab zurück.
Trauer verschwindet nicht über Nacht.
Aber es gibt eine Perspektive, einen Hoffnungsschimmer.
War er nicht schon länger da, in aller Frühe, als sich die Frauen aufmachten?
Klang es nicht gleich zu Beginn des Evangeliums an, als es hieß:
Am ersten Tag der Woche?
Eine neue Zählweise beginnt, nicht nur eine neue Woche,
alles riecht wieder nach Anfang.

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