B 32 2024 1 Kön 17,10-16, Mk 12,38-44
Ich habe nichts vorrätig.
Es ist alles verbraucht.
Es reicht nicht mehr.
Es ist zuneige gegangen.
Ich habe nichts mehr, was satt macht, was am Leben hält.
Ich kann nichts hervor holen:
Eine Handvoll Mehl im Topf und wenig Öl im Krug.
Das Allerletzte.

Leere Töpfe. Leeres Leben. Ausgeschöpft.
Die Energie ist weg. Die Luft ist raus.
Die Ideen verloren, die Kraft verschwunden, das Licht erloschen.
Die Aussicht genommen. Es geht nichts mehr.
Die Hoffnung hat jeden Grund, jeden Anker verloren.
Das Wenige noch aufbrauchen. Das Leben auslaufen lassen.
Nichts Neues mehr anfangen.

Es geht nicht nur um den Mehltopf und um den Ölkrug.
Wenn nichts mehr nährt, wenn nichts mehr Kraft gibt,
rückt der Tod nahe.
Die Witwe aus Sarepta hat sich damit abgefunden.
Wir wissen nicht, wie sie heißt.
Jeder Mensch in Not könnte gemeint sein.

Die Witwe erfährt keine mildtätige Gabe.
So könnte es ja gehen: Jemand kommt und gibt ihr, was sie braucht,
lindert ihre Not.
Das Gegenteil ist der Fall: Jemand, der ebenso Not leidet,
kommt und bittet sie zu geben.
Und – großes Wunder – sie gibt. Sie behält nicht.
Gibt sie, weil sie sich denkt: Der Tod kommt so oder so,
gleichgültig, ob ich von dem wenig Gebackenem noch etwas abgebe?
Oder klammert sie sich
an das Wort des – ihr doch vermutlich unbekannten – Elija,
der ihr sagt: Der Mehltopf wird nicht leer werden?

Das wäre doch was, würden Ölkrüge nicht versiegen
und Mehltöpfe nicht leer.
So viele Erfahrungen von uns Menschen legen allerdings Widerspruch ein.
Diese Geschichte hat etwas anderes im Blick.
Wir lesen:
Wo Menschen auch in der größten Not das Wenige, das ihnen verbleibt, teilen, versiegt die Menschlichkeit nicht,
bleibt immer etwas auf dem Grund des Lebens.
Wenn Menschen – egal wie bedürftig sie selbst sind –
sich anrühren lassen von der Not eines anderen Menschen,
geschehen Wunder, wird etwas Neues.

Nicht zufällig hören wir mit dieser Lesung
auch das Evangelium von der Witwe am Opferkasten.
Wir lernen, dass es in den Augen Jesu
mehr auf die Gebende, den Gebenden ankommt, nicht so sehr auf die Gabe.
Denn ihre zwei kleinen Münzen tragen nichts zum Erhalt des Tempels bei,
aber wie arm wären wir alle,
würden Menschen nicht immer wieder sich ganz geben wie diese Witwe.
Und darum trägt diese Frau selbst unendlich viel mehr zur Botschaft Jesu,
zur Rede von Gott bei als das Viele der Reichen.

Wenn wir in diesen Tagen den hl. Martin feiern,
der nicht seinen ganzen Lebensunterhalt gibt,
sondern die Hälfte seines Mantels –
was ja schon viel wäre, würden wir s auch tun –
wäre es sinnig, einen eigenen Tag zu haben und auch ein Ritual,
das dieser beiden Witwen und all der Namenlosen und Kleinen gedenkt,
die Ähnliches getan haben.
Denn diese beiden Frauen bewirken mindestens ebenso viel,
ohne auf einem Roß daher zu reiten
und ohne später Bischöfinnen zu werden.

Es bleibt wahr,
was Paulus im ersten Brief an die Menschen in Korinth (1,27) schreibt:
Das Schwache in der Welt hat Gott erwählt,
um das Starke zuschanden zu machen.

 

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