Christ-König 2024 B Joh 33b-37
Pilatus fragte Jesus: Bist du der König der Juden?
Jesus antwortete:
Sagst du das von dir aus oder haben es dir andere über mich gesagt?
Was sage ich wirklich von mir aus?
In Gesprächen, in Auseinandersetzungen, im Glauben:
Was rede ich nach, weil ich es von anderen gehört habe,
und was kommt aus meiner innersten Überzeugung?
Macht es einen Unterschied, wenn jemand Bestimmtes,
eine Person mit Geld oder Macht, etwas sagt – oder irgendwer?
Haben Worte mehr Gewicht,
wenn sie von vermeintlich gewichtigeren Menschen gemacht werden?
Sagst du das von dir aus oder haben es dir andere über mich gesagt?
Beginnt Glaube nicht damit zu hören, was andere über Jesus sagen?
Ja, er beginnt damit, aber bleibt es dabei,
hört Glauben auch schnell wieder auf.
Irgendwann kann ich mich nicht mehr darauf berufen, was andere sagen;
irgendwann bin ich selbst gefragt.
Was denkst du? Was glaubst du? Wer ist Jesus für dich?
Glauben ist kein Nachplappern.
Menschen sind keine Kopien voneinander.
„Alle Menschen werden als Originale geboren,
aber die meisten sterben als Kopien.“
Lautet ein Wort aus dem 18. Jahrhundert.
Soziale Medien, Wort Führende beeinflussen uns.
Von dem, was in ist, was man so sagt oder trägt.
sich abzugrenzen erfordert Rückgrat.
Jesus hat Rückgrat.
Er geht seinen Weg, nicht den, den die Masse will,
auch nicht den, den seine Jünger möchten.
Als Petrus ihn vom Leidensweg abhalten will, weist er ihn zurück.
Was andere über ihn sagen, von ihm denken
erfragt er allenfalls, damit Menschen finden, was sie selbst denken:
Ihr aber, für wen haltet ihr mich?
Sagst du das von dir aus?
Fast könnte man denken,
Jesus habe Pilatus mit dieser Frage zum Nachdenken bringen wollen.
Vielleicht war es so.
Bin ich Handlangerin, Handlanger der anderen
oder lasse mich dazu machen?
Nehme ich meine eigenen Gedanken und Gefühle überhaupt wahr?
Das Leben, das in Jesus vor Pilatus steht, mag schwach erscheinen,
gescheitert, einsam, umsonst.
Wie Menschen einander sehen, sagt nicht immer etwas aus
oder ist nur ein winziger Teil der Wahrheit.
Jesus glaubt nicht nur an Gott, er glaubt auch an sich selbst.
Aber er setzt sich und seinen Glauben nicht mit Macht durch,
er drängt ihn nicht auf, er drückt ihn nicht durch, taktiert nicht,
lässt Freiraum.
Selbst wo er die Meinungen der anderen für falsch hält,
nutzt er seine Macht nicht, sondern geht den Weg der Ohnmacht.
Dieser ist König, weil er nicht sich selbst krönt,
sondern jeden anderen Menschen.
Sagst du das von dir aus oder haben es dir andere über mich gesagt?
Vor Jahrzehnten hörte ich von einem alten Priester,
der sein Leben lang mit seinem Glauben, mit Gott gerungen hat.
Bücher und theologische Traktate hatte er verschlungen
auf seiner Suche nach einem gütigen Gott;
er fand ihn aber nicht, im Himmel nicht und auf Erden nicht.
Dann bekam ich von ihm ein sehr persönliches Glaubensbekenntnis mit.
Nichts von dem, was er gehört oder gelernt hatte,
was ihm andere gesagt hatten, war darin, es war seins.
Er sagte – nicht zuletzt aus der bitteren Erfahrung seines Lebens:
„Gott schweigt.
Aber manchmal schickt er Engel, die von seiner Barmherzigkeit singen.“