Taufe des Herrn 2021
Jesus reiht sich ein.
Er lässt sich taufen wie die anderen.
Er geht keinen Sonderweg.
Er beruft sich nicht auf ein Privileg.
Er macht das, was die anderen auch tun.

Wüssten wir sonst nicht viel von Jesus,
erfahren wir damit doch eine ganze Menge.
Seine Wege sind die alltäglichen,
Sein Platz ist bei den Menschen auf der Straße.
Sein Wirken beginnt nicht mit einer Demonstration von Macht und Größe,
ebensowenig wie es damit endet.
Er stellt sich dem, dem sich die andern auch stellen:
dem Staub der Erde, dem täglichen Auf und Ab,
den unzählig vielen Wegen, die Menschen gehen.

Wenn wir fragen, was hält Jesus im Auf und Ab,
wenn der feste Boden unter den Füßen schwindet,
wenn es kaum mehr Halt gibt,
hören wir als Antwort: die Stimme Gottes,
die Aussicht eines geöffneten Himmels.
Er fühlt sich von Gott angesprochen,
und diese Gottesansprache ist für Ihn grundlegend.
Es ist nicht nur schön, mit einem liebevollen Wort angesprochen zu werden,
es ist der Eintritt ins Leben.

„Der Himmel riss auf“ schreibt der Evangelist.
In diesen Wochen, die so arm sind an Licht,
bekommt so ein Satz ein besonderes Gewicht.
An den grauen Regentagen, wenn plötzlich blauer Himmel sichtbar wird,
ändert sich unser Befinden.
Wir atmen auf.
Wir sehen nicht mehr grau in grau, wir schöpfen neue Zuversicht.
Die ganze Welt sieht anders aus.
Ähnlich ist in den letzten Wochen mit Blick auf die Corona Schutzimpfung
öfter vom „Licht am Ende des Tunnels“ gesprochen worden.
Wir brauchen lichtvolle Ausblicke.
Sie helfen, manches grau zu durchstehen.

Jesus scheint im Moment der Taufe Licht gespürt zu haben.
Der Himmel meint es gut mit dir.
Wenigstens der Himmel – die Erde, Menschen nicht unbedingt und immer.
Das wird Er am eigenen Leib erfahren –
so wie wir es auch immer wieder erfahren:
die Erde, das Leben, die Natur ist wie das Wasser:
Leben hervorbringend und Leben zurücknehmend,
schmeichelnd schön und abgrundtief bedrohlich,
ohne Interesse an der einzelnen oder an dem einzelnen
zumal dieses Weltall viel länger schon
ohne uns ausgekommen ist als mit uns.

„Du bist mein geliebter Sohn.“
Jesus hört diese Zusage, wir hören sie: Töchter und Söhne Gottes,
persönlich an- und zugesprochen.
Das Gegenteil von dem, was uns die Erde sagt:
es ist nicht egal, ob es dich gibt oder nicht.
Du bist nicht nur für den winzigen Augenblick bedeutsam, zur Arterhaltung,
Du bist keine Zahl zwischen den anderen: Du zählst.

Mit dieser Zusage im Ohr heben wir nicht ab,
so wie Jesus nicht abgehoben ist,
aber vielleicht ist sie uns ein tragendes Wort,
das uns in schweren Situationen aufhilft.

Wir wissen,
wie das Leben Jesu weiter geht, als Er den Jordan wieder verlässt:
von Anfang an braut sich etwas zusammen,
was in der Verfinsterung des Himmels am Karfreitag
starken bildlichen Ausdruck findet.
Wo um uns Licht schwindet, ist es um so wichtiger,
dass es in uns wohnt.

Wie kommt Licht in den Menschen?
Durch Wohlwollen, wir glauben: durch Gottes Wohlwollen
und durch Menschen, die es leben.

Pin It on Pinterest

Share This