B 9 2018 Mk 2, 23-3,6

Der Sabbat. Der Sonntag. Der siebte Tag.
In erster Linie ist er kein Tag des Verbotes,
so wie die Pharisäer ihn zur Zeit Jesu hochhalten
mit vielen Regelungen, die bestimmen, was am Sabbat nicht erlaubt ist.
Grundsätzlich ist der siebte Tag von ganz anderer Qualität.
„In sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht;
am siebten Tag ruhte er und atmete auf.“ schreibt das Buch Exodus (31,17).

Der Sabbat ist ein Tag der Ruhe und des Aufatmens.
Natürlich ist der 7 Tage Rhythmus der Schöpfung ein Bild,
aber dessen Aussage ist entscheidend, nämlich jene,
dass das Gotteswort immer ein schöpferisches ist:
es ruft hervor und schafft aus dem Chaos den Kosmos,
es ist ein ordnendes, es schafft Klarheit.
Von Anfang an ist dem Leben der siebte Tag zugefügt,
es ist ohne diesen Ruhetag nicht denkbar.
Auch wenn wir unser Schaffen an den übrigen sechs Tagen in der Woche vermutlich nicht immer beenden können mit dem Ausruf:
„Und siehe, es war sehr gut“  – so wie es Gott tut,
dennoch gibt es diesen Tag zum Schutz des Lebens selbst,
zum Schutz des Menschen, er ist der Schöpfung eingepflanzt,
selber ein Schöpfungswerk Gottes,
notwendig, damit uns Welt und Leben nicht überrollen
und das Chaos nicht über uns hereinbricht.

Von der Würde des Menschen her
können wir für einen solchen Ruhetag argumentieren,
von der Einsicht, dass unser Leben nicht nur Arbeit ist.
Aber die erwähnte Stelle im Buch Exodus
spricht nicht nur vom Ruhen Gottes, sondern auch vom Aufatmen.
Aufatmen ist mehr.
Ruhen ist im Grunde nur eine Unterbrechung,
man beginnt am Montag wieder mit dem,
womit man am Freitag oder Samstag geendet hat mit gesammelten Kräften.
Aufatmen spricht für mehr Freiheit,
wer aufatmet, hat zuvor losgelassen;
wer aufgeatmet hat, beginnt nicht wieder sondern beginnt neu.
Den Grund zu einem solchen Aufatmen finden wir nicht in uns selbst,
aber wir finden ihn in Gott.

Wenn wir für das Wirken Jesu ein Bild suchen,
dann finden wir viele Gründe dafür, es mit den Worten zu umschreiben:
er ist gekommen, das Aufatmen Gottes umzusetzen.

Auch das bedeutet, Herr über den Sabbat sein:
nicht nur, sich bei allen Verbotsregelungen zu fragen,
ob sie dem Menschen dienen, sondern auch:
wie kann das göttliche Aufatmen durch die Welt wehen?
Das Evangelium antwortet:
in dem Hungrige satt werden, in dem Kranke geheilt werden,
in dem Menschen ihren Alltag mit Gott verbinden.
Mit Seinem Tun, das die Pharisäer für gesetzwidrig halten,
verdeutlicht Jesus, was von Anfang an neben dem Ruhen
der Sinn des siebten Tages ist, wozu er geschaffen ist:
göttliches Aufatmen in die Welt zu bringen.

Darüber hinaus spüren wir:
im Sinne Jesu leben und handeln kann sich nicht damit begnügen,
Gesetze zu befolgen;
immer muss damit die Frage verbunden sein,
ob die einmal gegebenen oder gefundenen Gesetze und Vorschriften
die Welt und den Menschen menschlicher machen und heiler,
ob sie ein Aufatmen schenken und damit einen Neuanfang.
Die Beantwortung dieser Frage
kann unter Umständen die Sonntagsruhe empfindlich stören,
die Antwort kann ein Verbot relativieren,
wenn es um das Wohl eines einzelnen geht.
Das Ährenraufen der Jünger am Sabbat zeigt deutlich:
der Hunger, die Bedürftigkeit steht ganz vorn.

Und Jesus weiß darum.

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