1. Fastensonntag 2020 A, Mt 4,1-11
Gibt es teuflische Gebete?
Offensichtlich.
Wenn wir sagen, Beten sei Sprechen mit Gott oder mit Jesus,
dann hören wir im heutigen Evangelium von teuflischen Gebeten,
denn der Versucher spricht mit Jesus.

Wenn du Gottes Sohn bist…hebt er an.
Vielleicht kennen wir Ähnliches von unseren Gebeten,
zumal die, die mit Wenn anfangen.
Wenn es dich gibt, Gott, dann zeig dich doch endlich…
Wenn du bei mir bist, dann gib mir ein Zeichen…
Wenn du mir diese Bitte erfüllst, dann verspreche ich dir…
Wenn du da bist, wie konnte das passieren…

Dahinter stecken unsere Vorstellungen von Gott:
wir stellen uns das Gottsein Gottes vor
etwa wie es in der ersten Versuchung anklingt:
Gott ist der, der den Hunger der Welt stillen kann;
einen anderen würden wir gar nicht als Gott anrufen.
Jesus entlarvt eine derartige Vorstellung als teuflisch,
denn sie birgt in sich unausweichlich die Frage:
wenn Gott den Hunger der Welt stillen könnte, warum tut er es nicht?
Ist der Hunger nicht groß genug? Das Elend nicht gewaltig genug?
Müssen bestimmte Kriterien erst erfüllt sein?
Gibt es Regeln für Sein Eingreifen?
Wir kommen
mit dieser Vorstellung des Hunger und Elend behebenden Gottes
im wahrsten Sinne des Wortes „in Teufels Küche“.
Jesus versteht Seinen Gott nicht als den, der aus Steinen Brot macht.
Er versteht Ihn nicht als den, der hier und da eingreift,
um das Gröbste zu beheben.
Was wäre denn auch das Gröbste?
Stattdessen verweist Jesus auf das Wort, das aus Gottes Mund kommt.
Das bedeutet: löse dich von deinen Vorstellungen, die du von Gott hast,
werde stattdessen zur Hörerin, zum Hörer.

Die zweite Versuchung: was oftmals fromm daher kommt, ist es nicht.
Oder anders gesagt:
auch wer das Wort Gottes in den Mund nimmt, kann teuflisch sein.
Der Teufel kann ganz schön fromm daher reden.
„Sie werden dich auf Händen tragen,
damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.“ zitiert der Versucher die Schrift.
Wie ist unser Umgang mit der Hl. Schrift?
Man kann sie benutzen, dann dient sie dazu,
eine eh von mir gefasste Meinung und Haltung zu untermauern.
Dann suche ich einzelne biblische Worte heraus,
um mit ihnen mein Verhalten zu begründen.
Jesus entlarvt ein solches Verhalten als Missbrauch am Wort Gottes.
Wenn das Gotteswort dazu herhalten muss,
Dinge zu begründen, die sich dem Verstand entziehen,
wenn Gottesworte dazu herhalten müssen,
unmenschliche Verhaltensweisen oder ungerechte Regelungen
zu begründen, sind wir längst „in Teufels Küche“.
So gesehen stellt so manches in der Kirche
– mit den Worten des Evangeliums gesprochen – Gott auf die Probe.
Immer, wenn das Wort Gottes direkt für Begründungen herhalten muss,
lauert die Versuchung und droht ein Missbrauch.

Die dritte Versuchung:
wer Gott als Garanten von Erfolg sieht, als den Gewährer von Sicherheiten,
betet nicht den Gott Jesu an sondern den Teufel.
Der Berg, auf den der Teufel Jesus mitnimmt, ist ein anderer Berg als der,
auf den Jesus Seine Jünger mitnimmt.
Wer den Berg des Teufels besteigt, will hoch hinaus,
er steht über andere und braucht sich um nichts mehr zu kümmern.
Er sieht auf andere herab.
Wer den Berg Jesu besteigt, sieht auf, darum steigt er tief hinunter;
seine Sorge ist nicht, selbst sorglos zu werden,
sondern die Sorgen und Nöte der anderen zu teilen und so zu lindern.
Darin sieht Jesus den wahren Gottesdienst.

Teuflische Gebete versuchen Gott einzuordnen.
Teuflische Gebete haben den Betenden im Blick und nicht den Angebeteten.
Teuflische Gebete benutzen göttliche Worte,
um aus Gott einen Zauberer zu machen.

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