A 18 2020 Mt 14,13-21
Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische hier.
Eine ernüchternde, eine mutlose Aussage der Jünger.
Es reicht nicht, es ist zu wenig. Damit kommen wir nicht weit.
Eine alltägliche Erfahrung.
Der Blick auf eigene Kräfte, auf eigene Fähigkeiten,
auf Möglichkeiten, auf das, was wir haben oder sind
holt uns oft auf den Boden der Tatsachen zurück:
Was kann ich schon ausrichten, verändern, bewirken?

Jesus nimmt es.
Kein Wort davon, dass es zu wenig sei, zu dürftig, zu mickrig.
Jesus knüpft an dem an, was ist.
Das, was da ist, genügt Ihm, genügt Ihm nicht nur,
Er braucht es.
Mir kommt ein Satz aus dem Studium in den Sinn,
ein Leitsatz des hl. Thomas von Aquin aus dem 13. Jahrhundert; er lautet:
„Die Gnade setzt die Natur voraus.“
Weiter entfaltet: die Natur kann ohne die Gnade sein,
aber die Gnade nicht ohne die Natur.
Die Gnade knüpft an dem an, was da ist.

In diesen Tagen und Monaten denke ich immer wieder:
wieviel „Natur“ lässt Kirche ungenutzt:
die Natur, das Potential der Frauen, die sagen:
ich ließe mich auch senden, weihen, um Sakramente zu spenden,
von denen wir ja glauben, dass sie Gnade bedeuten.
Ich denke an das Potential vieler Christen,
die begabt und bereit sind, Verantwortung zu übernehmen,
und man lässt sie nicht.
Wir haben, wir hätten mehr als fünf Brote und zwei Fische –
und viele könnten satt werden.
Stattdessen wird die Zahl derer, denen Kirche etwas zu geben hat
an Bedeutung, an Worten, an Nahrung immer geringer.
Wer bei uns nicht findet, was an seinem Leben anknüpft,
was seinen Horizont erweitert und mit seinem Alltag zu tun hat,
der geht nicht nur leer aus, der sucht woanders.

Jesus nimmt das, was ist;
nicht mit dem Gedanken: wenigstens das, oder:
besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach;
sondern mit dem Gedanken: unbedingt, gebt mir das, was ist,
ohne dem geht nichts.

Ich glaube, wir haben in der Kirche noch viel zu lernen,
vor allem, von der Wirklichkeit auszugehen, die uns begegnet.
Stattdessen erleben wir, dass viel von der Vergangenheit ausgegangen wird,
von Sätzen und Formulierungen, die keineswegs an dem anknüpfen,
was ist.

Mit dem heutigen Evangelium wird jeder und jedem einzelnen gesagt:
riskier dich. Bring dich ein. Halt dich nicht zurück.
Stell dir gar nicht die Frage, ob es reicht, ob es genug ist.
Mit dem, was du bist, wie du bist,
gibst du anderen etwas, das sie nährt, was sie brauchen.
Wenn das jemand nicht annehmen möchte,
trägst nicht du die Verantwortung.
Es ist ähnlich wie im Gleichnis mit den Talenten:
ob sich die anvertrauten Talente vermehren lassen, weiß man vorher nicht;
aber sie nicht eingesetzt zu haben, ist irgendwie unverzeihlich.

Könnte das nicht Kirche sein:
die Rolle Jesu, wie Er im Evangelium beschrieben wird, übernehmen,
nämlich Gott das hinhalten, was ist, die Menschen, wie sie sind?
Alles andere wird sich geben,
aber es gibt sich nur, wenn es das Hinhalten, das Hingeben gibt.

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