C 18 2019 Lk 12, 13-21
Eigentlich kann man doch sagen:
der reiche Kornbauer hat alles richtig gemacht.
Er hat sein Talent nicht vergraben, er hat gut gewirtschaftet,
er hat das ihm Anvertraute vermehrt.
Um im Bild eines anderen Gleichnisses zu sprechen:
er hat aus seinen fünf anvertrauten Talenten zehn gemacht.
Er hat sogar an die Zukunft gedacht, größere Scheunen gebaut,
also gut vorgesorgt.
Soll man doch: vorsorgen.
Und der Tod kann einen immer treffen –
deswegen also nicht an die Zukunft denken?
Das wäre doch dumm,
zumal die Perspektive des Weiterlebens erstmal die stärkere ist.
Beim genauen Lesen dieses Gleichnisses fällt etwas anderes auf:
der Kornbauer spricht nur mit sich selbst.
Er trifft einsame Entscheidungen, nur von ihm wird erzählt.
Offensichtlich hat er nur sich selbst im Blick.
Doch bevor wir jetzt auf den Kornbauern eindreschen:
wie ist das eigentlich mit uns Christen,
denen so sehr die Sorge um das eigene Seelenheil anerzogen wurde?
Wie ist das mit manchen unserer Kirchengebete, die nur um das eigene Heil,
um das eigene ewige Leben kreisen?
Ist das nicht auch etwas sehr Selbstbezogenes?
Im Matthäusevangelium lesen wir sogar
fast so etwas wie eine Aufforderung dazu:
dass das Himmelreich wie ein Schatz im Acker sei,
den ein Mensch fand und verbarg und vor Freude darüber hinging
und alles, was er hatte, verkaufte, um jenen Acker kaufen zu können…
Hauptsache, ich habe gefunden, Hauptsache, ich habe erworben;
Hauptsache, ich habe meinen Glauben – und ich kann mich in ihm sonnen?
Manches kirchliche Gehabe geht genau in die Richtung:
ein sich selbst feiern, einsam, abgeschottet von der Welt,
im Grunde nur um sich selbst kreisend.
Mit Blick auf Jesus und dem, was von Ihm erzählt wird,
versteht und lebt Er Seinen Glauben nicht,
um sich bei Gott Schätze anzusammeln,
um sich einen Platz an der Sonne zu erarbeiten.
Das braucht Er gar nicht, weil Er diesen Platz hat.
Und wir sind so kühn zu glauben,
dass genau dies die Botschaft der Erlösung ist:
wir alle haben eine Bleibe in Gott, einen unstrittigen Platz.
Wir müssen keine Scheunen für unsere guten Werke bauen,
die uns dann das ewige Leben genießen lassen.
Wir haben nichts zu verlieren.
Wir müssen gar nicht an uns selbst denken,
uns nicht in Selbstgesprächen verlieren.
Wir können frei sein von der Sorge um uns selbst.
Der Schatz im Acker ist die Entdeckung, dass für uns gesorgt ist,
ist die Entdeckung der unendlichen Liebe Gottes;
eine Botschaft, die mich nicht bei mir bleiben lässt.
Ist das denn nun Habsucht beim reichen Kornbauern?
Oder ist es nicht viel mehr Einsamkeit?
Und ist Einsamkeit vielleicht ein Grund für Habsucht?
Als eine wichtige Ursache für Habsucht gilt die Angst,
selbst arm, zu arm zu sein.
Das Gefühl, selbst nicht gut zu sein, die innere Leere,
die innere Ungenügsamkeit soll durch den äußeren Besitz verdrängt,
bestenfalls sogar gelöscht werden.
Und oftmals sind es Zusammenhänge
zwischen äußerem Reichtum und innerer Leere,
die nicht ins Wort gebracht werden,
oftmals sind es Gefühle, die Menschen einsam mit sich herumtragen.
Mehrere Gedankengänge regt das Evangelium an:
die Frage nach der eigenen Freiheit und nach dem, was mich unfrei macht;
die Frage nach der inneren Einsamkeit und nach dem,
wie sie mein Leben beeinflusst;
die Frage, inwieweit wir unseren Glauben
als persönlichen Besitz zur eigenen Freude verwalten
und letztlich damit den Dialog nach draußen verlieren;
und die Frage, wie weit uns das prägt, was wir Christen Erlösung nennen:
dass wir nämlich nichts für uns selbst sammeln müssen,
uns nicht selbst gut machen müssen,
weil Gott uns sammelt und allein Seine Liebe uns gut macht.