3. Sonntag der Osterzeit 2019 Joh 21,1-14
Weniger werden ist nicht leicht.
Wenn die eigenen Kräfte geringer werden,
wenn Ideen und Kreativität ausbleiben,
wenn die Anzahl der verbleibenden Möglichkeiten abnimmt,
bedeutet das einen Einschnitt.
Ähnliches gilt für jeden Verein, für jede Organisation, für jede Gemeinschaft: weniger werden, schwächer werden ist eine Herausforderung.
Das prägt auch unsere Kirchenzeit, in der wir uns befinden:
der Verlust an Bedeutung, das zahlenmäßige Schrumpfen,
das nicht so recht weiter wissen,
die vielen Jahrhunderte Kirchengeschichte,
die nicht nur manches aufgebaut sondern auch verbaut haben
und darum auch Belastung sind.
Ein enger werdender Spielraum, Ratlosigkeit.
Das vermutlich jüngste Kapitel der Evangelien
beginnt mit einer solchen Erfahrung des weniger werdens:
aus den Zwölf sind sieben geworden.
Sieben Jünger sind zusammen, gehen fischen und fangen nichts. Die Netze sind so leer wie ihr Leben.
Jesus fehlt ihnen offensichtlich –
und ob sie etwas tun oder lassen, das Ergebnis bleibt gleich:
es bringt nichts.
Das Gefühl, diese Erfahrung kennen wir aus Trauerzeiten:
alles erscheint sinnlos, nichts erfüllt einen,
wenn wir einen Menschen verloren haben
oder über irgendetwas todtraurig sind.
Alles ist überschattet.
Wie wird es neuer Morgen am Ende solcher Nachterfahrungen? Ein Unbekannter steht am Ufer.
Die Jünger wissen nicht, wer es ist.
Dennoch hören sie auf ihn, lassen ihn an sich heran,
folgen seinem Vorschlag.
Das gehört zum neuen Morgen:
Fremde und Fremdes nicht abweisen, weil es fremd ist, sondern ihm Aufmerksamkeit schenken.
Für die Jünger ist das der Beginn einer Wende:
Ihre Netze beginnen sich zu füllen.
Das hatten sie schonmal erlebt,
dass ihr Leben plötzlich an Gewicht und Bedeutung zunahm, dass es sich mit Sinn anfüllte.
Sie können diese Erfahrung nur mit einem in Verbindung bringen:
mit Jesus.
Für die Jünger ist nur Er der, der so etwas vermag.
Doch trotz aller sich ankündigenden Gewissheit bleibt Glaube, bleibt die Freundschaft mit Jesus ein Sprung ins Wasser,
aber einer mit Anziehungskraft.
Eigentlich klingt es widersprüchlich,
dass Petrus sich das Obergewand anzieht und dann ins Wasser springt. Umgekehrt hätte es für uns mehr Sinn,
dass er sich auszieht vor dem Sprung.
Aber allein das schon macht deutlich,
dass wir eine Geschichte voller Symbole lesen.
Petrus zieht sich an, er rüstet sich,
Ausdruck neu erwachender Kraft und Energie,
denn er spürt wieder, wie sehr ihn Jesus anzieht und fasziniert.
Die Einladung Jesu am Land, das vorbereitete Kohlenfeuer wäre den Jüngern nicht zuteil geworden,
hätten sie der fremden Stimme, dem Fremden am Ufer keine Aufmerksamkeit geschenkt.
Das dritte Mal war es, dass sich Jesus den Jüngern offenbarte, schreibt der Evangelist.
Die drei gilt als göttliche Zahl, als Zahl der Vollkommenheit. Glaube, das Leben mit Jesus wird ganz,
das Mahl mit Ihm wird stimmig, nahrhaft, wunderbar,
es macht aus dem Morgengrauen einen herrlichen Tag,
es füllt das Leben an und macht es kraftvoll,
weil die Jünger sich dem ihnen zunächst Unbekannten nicht verschließen.
Wie könnte uns das als Kirche erneuern,
unbekannten Stimmen Gehör schenken, sich auf Unvertrautes einlassen, weil es die Stimme des Herrn sein kann.

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