C 27 2019, Lk 17, 5-10
Die Bitte um Glauben wird wohl nicht verstummen,
das Ringen mit dem Glauben ebenso wenig.
Jesus greift die Bitte auf – und warnt zugleich.
Ihr sollt sagen: wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

Schuldigkeit?
Das Wort von der Schuldigkeit weist darauf hin,
dass Glauben eine Antwort darstellt.
Es besteht ein Verhältnis.
Wer glaubt, kann gar nicht anders, als dementsprechend zu handeln.
Das wäre doch was:
Menschen erleben zu können, deren Glauben einen einzigen Grund hat,
nämlich Gott ansprechend zu finden.
Wer in diesem Sinn glaubt, trägt nicht dick auf,
will nicht beeindrucken oder demonstrieren;
er hat keine Absichten aber eine Aussicht.
Vom hl. Franziskus wird erzählt,
wie er einmal einen jungen Novizen in seiner Einsiedelei besuchte.
Der Novize bedrängte ihn mit seiner Bitte,
ein Psalmenbuch besitzen zu dürfen.
Franziskus habe geantwortet: „Wenn du ein Psalmenbuch hast,
wirst du ein Brevier wollen. Wenn du ein Brevier hast,
wirst du dich auf den Lehrstuhl setzen und wie ein großer Prälat
deinem Bruder sagen: Bring mir das Brevier.“
Im Glaubensleben lauert immer auch die Versuchung der Macht,
des Abhebens und des Beeindrucken Wollens.
Manches bischöfliche Kleidungsstück ist weniger Glaubenszeugnis
als vielmehr Demonstration von Macht;
manches Beraten und Überlegen in unserem Alltag ist mehr davon geprägt, dass wir weniger werden und damit auch machtloser
und nicht so sehr von der Frage,
was es für dich bedeutet, Gott ansprechend zu finden:
was hörst du?

Heute ist immer wieder von einer Glaubenskrise die Rede.
Glaubende vermögen nicht zu überzeugen.
„Ich nehm dir deinen Gott nicht ab“ bekommen Menschen zu hören,
zu spüren.
Eine solche Aussage weist darauf hin,
dass es Unstimmigkeiten gibt zwischen sonntäglichem Lippenbekenntnis und alltäglichem Lebensbekenntnis.

Neulich las ich bei einem Kollegen die Formulierung:
„Ich glaube Jesus seinen Gott.“
Ein starker Satz, der besagt:
ich halte Jesus für glaubwürdig.
Ich nehme Ihm ab, wie Er von Gott spricht, wie Er aus Gott lebt.
Denn da passt kein Blatt zwischen.
Auch darum wird man später von Ihm sagen:
Gottessohn, wahrer Gott vom wahren Gott.
Ich glaube Jesus seinen Gott.
Denn Gott war Jesu Leben.
Er fand Ihn ansprechend von Anfang an.

Die Geschichte vom hl. Franziskus geht noch weiter.
Er habe anschließend, nachdem er dem Novizen geantwortet hatte,
Asche genommen, sich über den Kopf gestreut
und zu sich selbst gesagt: Ich bin das Brevier.

Soll heißen: Du bist vielleicht die einzige Bibel,
in der manche Menschen lesen.
Was Menschen von Gott mitbekommen,
bekommen sie nicht zuerst und nicht hauptsächlich aus Büchern;
sie bekommen es von Glaubenden mit.
Wenn etwas beeindruckt, dann ihr Leben, wenn ihr Leben von Gott spricht.

Die Frage ist nicht,
wie wir Menschen für Gott oder für den Glauben gewinnen können,
sondern die Frage ist, wie gewinnend unser Leben für den Glauben ist.

Papst Franziskus formuliert:
„Verkünde das Evangelium, notfalls auch mit Worten.“

Pin It on Pinterest

Share This