2. Fa-So 2020 A Mt 17, 1-9
Ich wäre gern dabei gewesen auf dem Berg.
Das Aufleuchten dessen, wer Jesus ist, hätte ich gern miterlebt.

Ich erinnere mich an eine Versammlung unseres Weihekurses,
sicher schon 15 Jahre her.
Der Referent stellte uns eine sogenannte Mond Kirchenlehre vor.
Sie besagt:
die Kirche sei wie der Mond, von Christus angestrahlt.
Alles Licht, was sie hat, ist ein Widerschein.
Wie der Mond das Licht der Sonne widerspiegelt,
so reflektiert die Kirche das Licht der Botschaft Christi.
Dadurch strahlt sie in die Nacht der Menschheit hinein.
Und wie es nun abnehmende und zunehmende Phasen des Mondes gibt,
so sei es auch mit der Kirche.
Es gibt Zeiten, da scheint sie abzunehmen, sie leuchtet spärlicher,
sie ist weniger sichtbar, droht unterzugehen und zu sterben;
und es gibt Zeiten, da wirkt sie wie neu aufgegangen,
sie nimmt zu und leuchtet.
Solche Phasen des Abnehmens und Zunehmens
durchliefe die Kirche im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder.
Es sei wie ein Sterben und Auferstehen.

Ein Kollege von mir meldete sich daraufhin zu Wort und sagte:
die Glanzzeiten von Kirche habe ich nicht erlebt.
Seitdem ich dabei bin, Priester bin, ist es nur ein weniger werden,
ein Abnehmen, ein Verfinstern, ein Untergehen.
Ich höre, was nicht mehr geht, was noch läuft,
wobei das Wort „noch“ ja auch ein Damoklesschwert über dem Kopf ist.
Mag sein, dass der Kirchenmond in anderen Ländern jetzt leuchtet,
ich habe ihn nie voll leuchten gesehen.
Ich sehe nur Untergang.

Jedes mal, wenn ich das Evangelium von der Verklärung höre,
denke ich an diese Wortmeldung.
Denn es stimmt ja: wenn es hinabgeht ins finstere Tal,
denn der Weg vom Berg Verklärung ist ein Gang hinunter,
dann stärkt es auf dem Weg, eine Ahnung, eine Vision vom Licht zu haben.
Wo der Glaube leuchtet, erhoffen wir manche Nacht erträglicher.

Dennoch gehört das, was der Kollege als Trauergefühl beschrieb,
auch zu dieser sogenannten Mond Kirchenlehre:
die Angst, er könne nicht wieder auftauchen,
die Sorge, mit ihm könne alles untergehen.
Diese Sorge entspricht ja der Realität:
so, wie Menschen Kirche erleben, gibt es in bestimmten Phasen ein Sterben.
Es scheint, als würde nichts bleiben,
weil sich die Form von Kirche, die Art und Weise,
wie Menschen ihren Glauben leben oder feiern, ändert.

Es scheint, als würde nichts bleiben:
selbst die Jünger haben so gedacht und gefühlt,
als sie das Leiden und Sterben Jesu miterlebten,
vielleicht auch, als Er selbst davon sprach und es ankündigte:
es ist vorbei, das wars…
Genau diese Gefühle von Vergeblichkeit, genau diese Angst
gehört offensichtlich zur Glaubensgeschichte der Menschen dazu.
Sie zu leugnen, sie weg zu reden, wäre unredlich.

Das, was auf dem Berg der Verklärung aufleuchtete, währte nur kurz.
Es war nicht festzuhalten, weder mit den Händen,
vermutlich auch nicht mit den Herzen;
denn nirgendwo in den Evangelien ist wahrzunehmen,
dass dieses Erlebnis die Jünger irgendwie geprägt hätte.
Dennoch gibt es diese lichtvollen Augenblicke,
in denen der Himmel nahe scheint und zu sprechen beginnt.
Man kann aus solchen Erfahrungen nichts machen,
sie lassen sich nicht vermarkten,
sie sind keine Gewähr dafür, dass einem der Glaube an das Licht
nicht doch abhanden gerät,
dennoch sind sie nicht umsonst.
Sie erzählen vom Auf und Ab unseres Lebens,
vom Auf-Gang und Nieder-Gang.
Wer weiß, was aus solchen Geschichten einmal wird,
wen sie trösten und halten.

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