C 5 2019 Lk 5, 1-11
Geh weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch.
Petrus schämt sich.
Er sieht sich der Nähe Jesu nicht würdig.
Seine Scham verweist auf etwas,
was er am liebsten ungeschehen machen möchte,
was er aber nicht ungeschehen machen kann.
Scham führt dazu, dass wir ausweichen:
mit dem Blick, mit dem ganzen Körper.
Wir werden rot, genau das geschieht, was wir nicht wollen.
Wir möchten uns verhüllen, unsichtbar machen, im Erdboden versinken.
Wenn es schon nicht geht, ein Verfehlen, ein Versagen
wieder weg zu machen,
dann lieber selbst das Weite suchen.
Geh weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch.
Seltsamerweise sagt Petrus hier nicht:
ich gehe weg von dir, weil ich mich schäme,
er sucht nicht selbst das Weite,
er bittet Jesus, weg zu gehen, nicht auf Petrus zu schauen.
Diese Haltung hat sich bis heute in unseren Gebeten irgendwie gehalten:
„Nicht auf uns – ach, wir sind Sünder -, schau allein auf deinen Sohn“
singen wir in einem Bußlied der Fastenzeit.
Es drückt die Befürchtung aus, der Nähe Jesu nicht würdig zu sein,
es drückt Einsicht in Verfehlen und Versagen aus,
aber irgendwie schiebt es auch Verantwortung ab:
Jesus soll weg gehen – bedeutet auch: Petrus bleibt zurück,
muss nicht von der Stelle rücken,
kann da bleiben, wo und wie er ist.
Nach allem, was uns die Evangelien überliefern,
sieht Jesus sich anders.
Er geht nicht weg, Er geht hin.
Sein Auftreten ist un – verschämt.
Er hat keine Berührungsängste.
Der Schimpftitel der Frommen,
die Jesus „Freund der Zöllner und Sünder“ nennen,
bringt es auf den Punkt: Jesus ist da zu finden, wo Er gebraucht wird,
und dies ohne sich selbst wichtig zu machen.
Er weist nicht ab, Er geht sogar nach, Er sucht auf.
Das heißt aber auch: wir müssen Gott nicht gnädig stimmen,
wir müssen Ihn nicht herbei rufen, weil Er nie weg gegangen ist.
Ich glaube, diese Zusage ist verloren gegangen,
und dieser Verlust hat uns das Sakrament der Versöhnung zerstört.
Die Scham hat Oberhand gewonnen,
der Blick auf das eigene Versagen
wurde zu sehr betont und in den Vordergrund gerückt.
Geh weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch.
Uns wird keine Antwort Jesu darauf überliefert im Sinn von:
es ist nicht so schlimm oder irgendein anderes Wort seinerseits,
das auf eine großzügige Vergebung hinweist.
Stattdessen sagt Er:
Ich brauche dich.
Beschäftige dich nicht länger mit deiner Scham, mit deinem Versagen,
sieh nicht auf dich, sieh auf andere.
Du kannst etwas tun. Und das kannst nur du so.
Menschen fangen – oder sagen wir lieber Menschen gewinnen.
Sieh auf die, die darauf warten, Sinn in ihrem Leben zu finden;
sieh auf die, die darauf warten, gesehen und wahrgenommen zu werden.
Nachfolge Jesu besteht nicht darin,
sich ständig mit sich selbst zu beschäftigen,
sie besteht darin, sich den Blick weiten zu lassen,
ihn auf andere zu richten,
mit einer ähnlichen Haltung auf sie zuzugehen,
wie wir es von Jesus hören und schätzen.
Danke für Ihr Outing!!!!!!!!!!!