C 19 2019 Lk 12, 32-40
Pass auf dich auf – sagen wir mitunter, wenn wir uns verabschieden,
oder wenn es einen besonderen Grund dafür gibt.
Auf sich selbst aufpassen ist gar nicht so einfach.
Gerade in unseren Zeiten,
in denen wir verstärkt von Burnout – Erfahrungen hören, spüren Menschen:
wir sind nicht immer achtsam mit uns selbst.
Wir lassen Überforderungen zu, überhören mitunter Signale des Körpers,
kommen mit der massiven Informationsflut,
die uns über Fernsehen und Internet jederzeit zugänglich ist, nicht zurecht.
Menschen, die eine psychische Erkrankung erlitten haben oder erleiden,
stehen in der Herausforderung, feinfühliger auf sich selbst hin zu werden,
genauer nachzusehen, welche Situationen im Leben gut tun
und welche Situationen nicht gut bekommen,
weil sie Lebenszuversicht mindern oder gar nehmen.
In Achtsamkeitsübungen versuchen immer mehr Menschen,
mit Stresssituationen umzugehen.
Grundlegend dabei ist die Überzeugung,
dass das, was man bekämpft, eigentlich nur durch das Bekämpfen wächst.
Stattdessen gilt es zu lernen, im jeweiligen Moment
offen die eigenen Gedanken und Gefühle zu beobachten,
um zu sehen, dass alle diese Wahrnehmungen
kommen und gehen, wie die Wolken am Himmel.
Das heutige Evangelium versucht, uns auf eine ähnliche Spur zu setzen.
Pass auf dich auf. Nichts ist von Dauer.
Leben ist kommen und gehen. Motten zerfressen. Was bleibt?
Eure Hüften sollen gegürtet sein.
Was wir heute „Achtsamkeit“ nennen,
nennt die Bibel, nennen wir im christlichen Erbe „Wachsamkeit“.
Seid wie Menschen, die auf ihren Herrn warten.
Diese Worte ordnen uns ein, „verorten“ uns.
Als Christen sind wir Aus- und damit Aufgerichtete.
Wir stecken den Kopf nicht in den Sand.
Indem wir uns ausrichten, relativieren wir gleichzeitig unseren Alltag,
wenn er uns die Luft abzuschnüren droht.
Wir bekommen Abstand von uns selbst,
lassen die Gedanken und Gefühle kommen und gehen, atmen Freiheit.
Unsere christliche Tradition kannte und kennt Hilfen dazu.
Das Gebet.
Wir beten nicht, um viele Worte zu machen;
wir beten, um uns auszurichten, um Perspektiven zu wechseln,
um neben uns zu stehen.
Wir beten, um wachsam zu sein.
Dreimal am Tag erinnern uns die Glocken im Angelus Läuten daran:
unterbrich, was Du tust,
lass die Gedanken ziehen, erinnere Dich,
nimm diesen einen Gedanken auf: Gott ist da.
Er kommt dir menschlich nahe. Er schlägt Sein Zelt bei dir auf.
Selbst wenn du das Angelus Gebet nicht sprichst,
halt inne, hör den Klang, lass dein Haupt erheben.
Pass auf dich auf. Unbedingt.
Dennoch wissen wir, dass wir damit nicht alles in den Griff bekommen,
dass unser Aufpassen uns nicht wie eine Impfe vor allem schützt.
Wir brauchen und leben genauso vom Vertrauen.
Dem Vertrauen, dass auch andere auf uns aufpassen,
so wie wir ein wachsames Auge auf Mitmenschen haben,
und dem Vertrauen, dass letztlich auch und vor allem
das Auge Gottes auf uns ruht.
Wir warten auf die Rückkehr unseres Herrn.
Wir sind nicht irgendwo hingesetzt, auf uns selbst verwiesen;
wir sind bewusst eingesetzt, auf Gott verwiesen.