4. Sonntag der Osterzeit, Weltgebetstag um geistliche Berufe
Der heutige Sonntag ist der Weltgebetstag um geistliche Berufe,
gleichzeitig ein Sonntag, an dem an vielen Orten
die in Münster gegründete Initiative Maria 2.0 sichtbar wird:
Frauen, die ein Zeichen setzen für die Gleichberechtigung in der Kirche,
Frauen, die sich stark machen für eine grundlegende Erneuerung der Kirche.
2.0 ist der Programmiersprache von Computern entnommen
und bedeutet so viel wie: veränderte, verbesserte Nutzung des Internets.
In der Verbindung mit Maria: Maria ist nicht wesentlich
die erhöhte, den Menschen entrückte Himmelskönigin,
nicht die demütige Magd,
zu der sie von Kirchenmännern gern gemacht wurde,
sie ist die Frau aus dem Volke,
die im Magnificat einen radikalen Wandel mit Gott in Verbindung bringt.
Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.
Niedrig waren zu ihrer Zeit auch die Frauen,
niedriger als die Männer bis in die jüngste Vergangenheit hinein.
Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.

In dieser Woche hat mich ein Kommentar, fast ein Lebenszeugnis
sehr angesprochen, das beide Gedanken,
die Stellung der Frau in der Kirche
und den Weltgebetstag um geistliche Berufe aufgreift.
Es stammt von der 1980 in Aachen geborenen Frau Katharina Pomm.
Nach dem Theologiestudium in Tübingen und Münster
begann sie ihre pastorale Ausbildung und Tätigkeit im Bistum Erfurt.
Nach der Arbeit in Pfarreien und Hochschulgemeinden
entschied sie sich 2013 bewusst für die Klinikseelsorge.
Dort arbeitet sie heute als Seelsorgerin, sowie in der Aus- und Weiterbildung von pflegerischem und ärztlichem Personal.
Sie schreibt:

„Ich bin eine Familienmutter und 100% in der Seelsorge tätig,
in der Klinikseelsorge zwar, wo ich mir die Arbeitszeiten gut einteilen kann, aber dafür ist es seelisch und psychisch extrem herausfordernd.
Und ich schaffe das gut mit Familie – ich liebe diesen Beruf
und kann mich im Moment nirgendwo anders besser vorstellen.
Aber – und jetzt kommt das große Aber – ich kann mit „meiner“ Gemeinde im Klinikum Sonntags nicht die Eucharistie feiern.
Ja, zwar Wortgottesdienst mit Kommunionausteilung,
aber wozu legen wir so viel Wert auf die Wandlung
und die Einsetzungsworte (zu recht!!),
wenn wir Menschen zunehmend diese Erfahrung vorenthalten –
weil super Leute (verheiratete Männer oder eben Frauen) dieses könnten, aber es nicht dürfen.
Bei meinem Mann ist es ähnlich.
Er ist ein wahnsinnig toller Vater – wäre gern Priester geworden,
jetzt ist er ein super Diakon, aber solang die Kirche oben jammert,
es gäbe nicht genug Berufungen – kann ich ehrlich nur bitter,
sehr bitter lachen und mich von diesen heuchlerischen
oder auch nur katastrophal blinden „Gebetsveranstaltungen“ abwenden.

Wir wären schon zwei, die es auf je ihrem Gebiet gut könnten –
und es gibt etliche andere in meinem Freundeskreis!
Bei mir kommen noch die Krankensalbungen dazu –
oft habe ich lange Beziehungen zu Patienten und Patientinnen,
die mir vertrauen, aber nicht einem von draußen extra anreisenden Pfarrer. Ich darf aber nicht – und so wird wieder reihenweise verschenkt,
was wir an Kostbarem besitzen.
Von daher:
doch, eine „Firma“ die reihenweise gutes Personal
nicht voll zum Zuge kommen lässt, weil es das falsche Geschlecht hat
oder Familie
(man könnte such sagen dunkelhäutig ist oder Rollstuhlfahrer –
ist die gleiche Diskriminierung!)
würde über kurz oder lang pleite gehen.
Dass die Gottesfrage in unserer Gesellschaft radikal anders gestellt wird,
als noch vor 50-100 Jahren ist so.
Ja. Aber genau deswegen braucht es Spitzenpersonal,
das sowohl theologisch gut ausgebildet ist
als auch mit beiden Beinen in der Welt steht.
Es liegt sicher nicht nur und ausschließlich an der Zölibats-
und der sogenannten Frauenfrage, aber auch.
Das Problem ist, dass der Reformstau mittlerweile so groß ist,
dass es nicht mehr reicht, nur an einem Rädchen zu drehen.
Wer sein Haus im Weinberg über Jahrzehnte nicht immer wieder renoviert, der hat nicht nur ein leckendes Dach, sondern auch einen kaputten Zaun, einen Weg voller Schlaglöcher und Wucherpflanzen.
Wenn man nun dem, der sagt, er würde gern anfangen das Dach zu decken, entgegenruft: aber die Schlingpflanzen! Und die Schlaglöcher!
Und der Zaun! Was soll das bezwecken?
Muss man nicht wenigstens an einer Stelle schon mal anfangen, gerade wenn es augenblicklich Viele gibt, die wenigstens schon mal helfen wollen, das Dach zu decken?!“

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