C 28 Lk 17,11-19 2019
Ich kann mich erinnern,
dass dieses Evangelium in der Verkündigung oftmals dazu diente,
die Bedeutung der Dankbarkeit hervorzuheben.
Nur einer dankt, neun ehemals Aussätzige nicht.

Wenn überhaupt berühren wir damit die halbe Wahrheit dieses Evangeliums;
obwohl ich glaube, es geht um etwas ganz anderes.
Denn bezeichnenderweise erwähnt der Evangelist die Herkunft dieses einen,
der sich bedankt:
dieser Mann war aus Samarien.
Samarien gilt als Heidenland, da wohnen die Fremden, die Ungläubigen,
jedenfalls die, die nicht zum auserwählten Volk Israel gehören,
die, mit denen man nicht spricht.
Ausgerechnet der Samariter bedankt sich;
und weil es so hervorgehoben ist, darf man annehmen,
dass die anderen, die nicht zu Jesus zurückkehren,
aus Galiläa stammen und nicht fremd und heidnisch sind.

Das bedeutet eine ähnliche Ohrfeige für die Zuhörer,
wie es das Gleichnis vom barmherzigen Samariter bedeutet,
auch hier ist es ein Samariter, der dem Halbtoten am Wegesrand hilft,
ebenfalls im Gegensatz zu den Männern des Gottesvolkes,
dem Priester und dem Leviten,
von denen es heißt: sie sahen und gingen weiter.

Deutlicher kann es kaum ausgedrückt werden:
nicht die Herkunft eines Menschen ist entscheidend,
offensichtlich auch nicht seine religiöse Zugehörigkeit;
entscheidend ist sein Leben und sein Handeln.
Das macht es jedem Schriftgelehrten, jeder Kirche schwer.
Denn Herkunft und religiöse Zugehörigkeit kann man benennen,
ebenso den Stand eines Menschen;
aber über den Menschen selbst, über sein Herz, seine Lebensart,
seine Liebeskraft sagt es nichts aus.
All das zeigt nur sein Verhalten und bringt es an den Tag.
Und auf das Verhalten kommt es an.

Dein Glaube hat dich gerettet.
Jesus geht es um die gelebte Gottesbeziehung,
nicht um das Erfüllen gesetzlich aufgestellter Bedingungen,
die sozusagen die Voraussetzung Seines Heilshandelns wären.
Darum zieht Er sich den Hass der Rechtgläubigen zu,
indem Er Heiden und Fremde als leuchtende Beispiele benennt.

Dieser Konflikt zieht sich bis heute durch die Gruppen derer,
die sich auf Christus berufen:
sind bestimmte Voraussetzungen erforderlich,
um „Gott die Ehre zu geben“, wie Jesus es formuliert,
etwa eine bestimmte Religionszugehörigkeit, ein bestimmtes Geschlecht,
eine bestimmte Herkunft?
Wirklich zu Jesus findet nur der Fremde –
welch eine Provokation an alle, die sich vertraut wägen.

Eingangs erwähnt der Evangelist,
dass Jesus auf dem Weg nach Jerusalem
das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa durchzieht.
Jesus ist und bleibt ein Grenzgänger:
Er überschreitet Grenzen,
in dem Er nicht auf das Äußere sieht, sondern ins Herz.
Das ist das, was uns als Kirche ausmacht
und noch viel mehr ausmachen soll: der Herzensblick.

In ihm gibt es weder Juden noch Griechen, Sklaven und Freie,
nicht männlich und weiblich, denn alle sind einer in Christus.

Pin It on Pinterest

Share This