B 15 2018 Mk 6, 7-13
Fast wirkt es leichtfüßig, wie die Jünger unterwegs sind.
Sie nehmen nur sich selbst mit.
Wenn wir das vergleichen mit dem, wie wir als Kirche heute unterwegs sind,
fällt mir eher das Gegenteil ein: schwerfällig.
Alles wirkt so mühsam:
wir bekommen unseren Glauben schwer vermittelt,
sind selbst oft genug fragend unterwegs,
haben ganze Lehrgebäude im Gepäck:
sind vielen Ansprüchen und Erwartungen ausgesetzt.
Das Ringen um die Frage der Kommunionspendung
an evangelische Partner in konfessionsverbindenden Ehen
hat die unterschiedlichen Strömungen in der Kirche erneut gezeigt.
Was für die einen längst überfällig
und aus tiefster Überzeugung selbstverständlich ist,
ist für die anderen eine „Bekehrung der Kirche zur Welt statt zu Gott“.
(Kardinal Müller)

Jesus schickt die Jünger einfach los.
Er traut ihnen zu, dass sie in Seinem Sinne handeln.
Und sie handeln in Seinem Sinn,
wenn sie den Wanderstab dabei haben.
Der Wanderstab macht deutlich,
dass Glaube immer etwas mit Bewegung zu tun und damit mit Veränderung.
Er bedeutet kein starres Lehrgebäude,
das man vermittelt bekommt wie Vokabeln einer fremden Sprache,
sondern er bedeutet einen Dialog mit dem, was gerade ist.
Die Jünger sagen keinen auswendig gelernten Spruch auf,
sondern sie blicken auf das, was sie und wen sie vorfinden.
Treibt die unreinen Geister aus, bedeutet: schaut hin, reagiert.
Es sind nicht die fertigen Konzepte gefragt,
sondern es zählt, ob es der Glaube vermag,
es mit der Wirklichkeit aufzunehmen;
ob er löst und wegnimmt, was Menschen gefangen nimmt.

Nun darf man nicht verleugnen, dass ausgerechnet der Glaube selbst
oder vielmehr Glaubensverkündende oftmals nicht hinweggenommen,
sondern noch dazu gelegt haben:
die Angst, in den Augen Gottes nicht gut genug zu sein,
nicht liebeswürdig, möglicherweise sogar nicht gewollt.
Worte der Bibel, die eigentlich schützen wollen,
wurden zu Drohungen.
Jemand, dessen Ehe scheiterte, und der eine neue Liebe fand,
sagte mir: ich hatte immer im Ohr,
was Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen.
Der Schutz, den Liebende brauchen, ist doch kein Gefängnis für die,
wo es aus unterschiedlichen Gründen einfach nicht mehr geht.
Darum noch einmal:
Ein Glaube, der zu dem Schweren, dass das Leben bereit hält,
noch weiteres Schwere hinzufügt, scheint mir nicht die Intention,
mit der Jesus selbst und Seine Jünger unterwegs sind.
Die Heilungen, die Gleichnisse, die Worte zur Vergebung,
die Geschichte mit der Ehebrecherin:
all das sind doch eher Worte des Aufatmens und der Befreiung,
es sind Freisprüche.

Treibt die unreinen Geister aus – hört sich nach Befreiung an,
nach Lebenserleichterung, nach unbeschwertem Neuanfang –
und danach, dass wir Menschen jemanden brauchen,
der Neuanfänge ermöglicht.
Treibt die unreinen Geister aus
hat aber auch immer eine politische Dimension.
Das zeigt unter anderem die Ende Juni veröffentlichte
Stellungnahme der Deutschen Bischofskonferenz
zur Seenotrettung von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer,
in der die Bischöfe wachzurütteln versuchen,
auf die mehr als 13.000 schutzsuchende Menschen hinweisen,
die seit Anfang 2015 im Mittelmeer ertrunken sind,
mehr als tausend bereits in diesem Jahr.
Sie beklagen,
dass Rettungsschiffen das Anlegen in europäischen Häfen verweigert wird, Bemühungen zur Seenotrettung entmutigt,
und politische Interessen auf Kosten von Menschenleben verfolgt werden.
Wörtlich heißt es:

„Wir erinnern daran, dass die Pflicht zur Rettung von Menschen in Seenot im Völkerrecht verankert ist. Entweder der Staat nimmt sich dieser Aufgabe selbst an oder er muss nichtstaatliche Organisationen handeln lassen und sie unterstützen. Wer beide Wege blockiert, nimmt Leiden und Tod von Flüchtlingen sehenden Auges in Kauf. Dem Trend, so zu handeln, widersprechen wir als Kirche mit Nachdruck. Die grundlegenden Standards der Humanität dürfen niemals zur Disposition gestellt werden. Die Grenze Europas darf keine Grenze des Todes sein.

Die dramatische Situation im Mittelmeer zeigt: Gemeinsame Antworten im Geiste europäischer Solidarität sind notwendiger denn je. Die Staaten im Süden der Europäischen Union dürfen nicht alleingelassen werden. Anstelle nationalstaatlicher Egoismen braucht Europa eine faire Verantwortungsteilung, bei der jeder Staat seinen angemessenen Beitrag leistet.“

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